Bundesversammlung wählt Bundespräsidenten (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Bundespräsidentenwahl in Berlin

Frank-Walter Steinmeier mit Mehrheit wiedergewählt

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Frank-Walter Steinmeier bleibt deutscher Bundespräsident. Die Bundesversammlung in Berlin bestätigte den 66-Jährigen am Sonntag mit großer Mehrheit gleich im ersten Wahlgang im Amt.

Steinmeier, der von den Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP sowie von der CDU/CSU-Opposition nominiert wurde, kam auf eine Zustimmung von rund 73 Prozent. Er erhielt 1.045 von 1.425 gültigen Stimmen. Er nahm die Wahl direkt im Anschluss an die Verkündung des Ergebnisses an. Zwölf Stimmen waren ungültig. Steinmeier ist damit der fünfte Bundespräsident mit einer zweiten Amtszeit.

Andere Kandidaten blieben chancenlos

Die Kandidaten der anderen Parteien blieben wie erwartet chancenlos. Auf den von der Linken aufgestellten Mainzer Mediziner Gerhard Trabert entfielen 96 Stimmen, der von der AfD nominierte CDU-Politiker und Ökonom Max Otte erhielt 140 Stimmen. Für die von den Freien Wählern ins Rennen geschickte Physikerin Stefanie Gebauer stimmten 58 Delegierte.

37 Delegierte kamen aus Rheinland-Pfalz

Bei der Wahl des neuen Bundespräsidenten am Sonntag in Berlin war Rheinland-Pfalz sowohl bei den Kandidaten als auch mit 37 Delegierten vertreten. Insgesamt kamen rund 70 Wahlleute aus dem Land.

Zu den 37 Delegierten, die der rheinland-pfälzische Landtag in die Bundesversammlung entsendete, gehörten Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), Biontech-Gründerin Özlem Türeci, Paralympic-Dressurreiterin Britta Näpel aus Wonsheim und Claudia Theobald vom Kita-Fachkräfteverband Rheinland-Pfalz. Sie konnten den neuen Bundespräsidenten mitbestimmen.

Überwiegend Mitglieder der Landtagsfraktionen RLP dabei

Die rheinland-pfälzischen Delegierten, die dabei waren, sind überwiegend Mitglieder der Landtagsfraktionen, wie die Fraktionsvorsitzenden Christian Baldauf (CDU), Michael Frisch (AfD) oder Joachim Streit von den Freien Wählern. Die Fraktionen konnten aber auch Persönlichkeiten aus anderen Bereichen des öffentlichen Lebens oder einfachen Bürgern ein Mandat für die Wahl des Bundespräsidenten erteilen, wie zum Beispiel der Intensivpflegerin Cornelia Nikolay aus Linz am Rhein.

Zu den prominentesten Wahlleuten gehörten dieses Mal Fußball-Bundestrainer Hansi Flick, der Virologe Christian Drosten, Schlagersänger Roland Kaiser und Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel, die für andere Bundesländer an der Wahl teilnahmen. Die nominierten Wahlleute stellten die eine Hälfte der Bundesversammlung, die andere Hälfte stellten die 736 Bundestagsabgeordneten von denen 36 aus Rheinland-Pfalz kommen.

Die BioNTech-Gründerin Özlem Türeci ist Mitglied der Bundesversammlung, die den Bundespräsidenten wählt. Ihr Unternehmen hat den bekannten Corona-Impfstoff entwickelt.  (Foto: SWR)
Die BioNTech-Gründerin Özlem Türeci ist wohl eines der prominentesten Mitglieder der Bundesversammlung, die den Bundespräsidenten wählt. Ihr Mainzer Unternehmen hat den bekannten Corona-Impfstoff entwickelt. Als nächstes will die Ärztin, die gebürtig aus dem niedersächsischen Lastrup kommt, die medizinische Tumortherapie voranbringen. Sie wurde von der SPD nominiert. Bild in Detailansicht öffnen
Seit mehr als 30 Jahren arbeitet Annette Klüber auf Intensivstationen - doch so eine Lage wie mit Corona hat sie noch nicht erlebt. Die Fachpflegekraft aus Mainz, die von der SPD entsandt wird, wählt den Bundespräsidenten mit. Bild in Detailansicht öffnen
Nach drei erfolgreichen Paralympic-Starts hat die Dressurreiterin Britta Näppel aus Wonsheim (Kreis Alzey-Worms) ihre Karriere inzwischen beendet. Beim Reiten sieht man ihr es kaum an, doch sie leidet seit einer Insektenschutzmittelvergiftung an Lähmungen in den Beinen und dem Rumpf. Auch sie wählt auf Vorschlag der SPD an diesem Sonntag den deutschen Bundespräsidenten. Bild in Detailansicht öffnen
Der Kommandeur des Landeskommandos Rheinland-Pfalz, Stefan Weber, ist stimmberechtigt bei der Wahl des nächsten Bundespräsidenten. Weber war für den Einsatz der Bundeswehr im Ahrtal nach der Sturzflut mitverantwortlich. Er ist auf Vorschlag der SPD stimmberechtigtes Mitglied der Bundesversammlung. Bild in Detailansicht öffnen
Als Gewerkschaftsvertreterin reist die DGB-Landesvorsitzende Susanne Wingertszahn auf Vorschlag der SPD nach Berlin, um dort den Bundespräsidenten zu wählen. Die Mainzerin hat ihr Amt erst seit November 2021 inne. Vorher hat sie unter anderem den Bereich Jugend- und Bildungspolitik beim DGB geleitet und war über viele Jahre hinweg Vorsitzende des Landesjugendrings. Bild in Detailansicht öffnen
Mehr als sein halbes Leben arbeitet Martin Brudermüller (60) bei der BASF. Seit 2018 ist er Vorstandsvorsitzender des weltgrößten Chemiekonzerns mit Stammsitz in Ludwigshafen. Über einen Ferienkurs für Doktoranden war er mit der Firma in Kontakt gekommen. Es sei ihm eine große Ehre, an der Wahl mitzuwirken: "Gerade in Zeiten des Umbruchs hat das Amt des Bundespräsidenten eine große Bedeutung für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft." Die CDU hat ihn für die Bundesversammlung nominiert. Bild in Detailansicht öffnen
Auf seinem Jackett, das er am Sonntag in Berlin tragen will, hat der katholische Pfarrer Jörg Meyrer "SolidAHRität" sticken lassen. Meyrer leitet in Ahrweiler und in Ramersbach zwei Gemeinden, die von der Sturzflut gebeutelt wurden. Er erlebte die Katastrophe vor Ort und gestaltet jetzt den Aufbau im Ahrtal mit. Um den Menschen im Ahrtal eine Stimme in der Bundesversammlung zu geben, habe die CDU Meyrer vorgeschlagen. Bild in Detailansicht öffnen
Mit Cornelia Nikolay aus Linz am Rhein nimmt eine weitere Intensiv-Krankenschwester aus Rheinland-Pfalz an der Wahl des Staatsoberhaupts teil. Seit 30 Jahren arbeitet Nikolay im Intensivbereich. Ihre Belastungen seien in der Corona-Pandemie an die Grenze des Erträglichen gegangen, hieß es zu ihrer Nominierung von der CDU. Bild in Detailansicht öffnen
Claudia Theobald ist Vorsitzende des Kita-Fachkräfteverbandes und wählt auf Vorschlag der CDU den nächsten deutschen Bundespräsidenten mit. Immer wieder hat sie sich in der Corona-Krise zu Wort gemeldet und mehr Schutz und Betreuungsanspruch für Kinder und Erzieherinnen und Erzieher eingefordert. "Meine Wahl zur Delegierten für die Bundesversammlung betrachte ich als große Ehre und Auszeichnung für das Engagement des Kita-Fachkräfteverbands Rheinland-Pfalz." Bild in Detailansicht öffnen

Der Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert, der sich für die Linke um das Amt des Bundespräsidenten beworben hatte, war praktisch ohne Chance. Doch Trabert und die Linke hoffen auf Aufmerksamkeit für ihre Politik und ihre sozialen Ziele. "Meine Kandidatur steht unter dem Slogan: Mehr soziale Gerechtigkeit wagen", sagte Trabert.

Viele Politiker wüssten etwa nicht, was es bedeute, von Hartz IV leben zu müssen. Es müsse Aufgabe eines Bundespräsidenten sein, das Thema der Ungleichheit in Deutschland stärker zu akzentuieren. Trabert ist Arzt und Professor für Sozialmedizin in Mainz und Gründer des Vereins Armut und Gesundheit in Deutschland.

Die Wahl des deutschen Staatsoberhauptes findet alle fünf Jahre statt. Das Bundespräsidentenamt ist auf zwei Amtszeiten begrenzt.

Mainz

Mainzer Sozialmediziner Linke präsentiert Trabert als Kandidaten für Bundespräsidenten-Wahl

Die Linke hat den Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert am Dienstag in Berlin als Kandidaten für die Wahl des Bundespräsidenten vorgestellt.

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Direkt- und Listenmandate Diese 36 Abgeordneten sitzen für RLP im Bundestag

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SWR