Friedrich Merz, Vorsitzender der CDU (Foto: picture-alliance / Reportdienste, dpa Bildfunk, Bernd von Jutrczenka)

Regionalkonferenz in Pforzheim

Meinung: Die CDU auf Selbstfindungstrip

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Stefan Giese
Bild von Stefan Giese  (Foto: SWR, SWR/Christian Koch)

Mit einem neuen Grundsatzprogramm will die CDU für sich selbst und für die Wähler klären, wer sie ist und was sie will. Ein Selbstfindungstrip mit offenem Ausgang, meint Stefan Giese.

Die CDU ist auf der Suche nach sich selbst. Wofür steht sie, was will sie und wodurch unterscheidet sie sich von der politischen Konkurrenz? Diese Fragen soll ein neues Grundsatzprogramm beantworten, das unter anderem im Rahmen von vier Regionalkonferenzen erarbeitet werden soll. Die erste dieser Konferenzen geht am Donnerstagabend in Pforzheim über die Bühne. Erwartet wird viel Parteiprominenz einschließlich des Bundesvorsitzenden Friedrich Merz.

Die stellvertretende Generalsekretärin Christina Stumpp im Interview: So soll die CDU wieder "cool“ werden.

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Überfällige Neuausrichtung der CDU

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Bild von Stefan Giese  (Foto: SWR, SWR/Christian Koch)
Die Meinung von Stefan Giese SWR/Christian Koch

Nachdem der personelle "Neuanfang" mit der Wahl von Friedrich Merz zum Parteichef eher zu einer Reise zurück in die Vergangenheit geworden ist, begibt sich nun die CDU mit der Ausarbeitung des neuen Grundsatzprogramms auf einen Selbstfindungstrip. Leicht wird das nicht. Es muss nach innen verbindlich und identitätsstiftend wirken, sowohl notorische Grünen-Versteher berücksichtigen wie jene (vor allem ostdeutsche) Mitglieder, die lieber heute als morgen gemeinsame Sache mit der AfD machen würden.

Eine Partei auf der Suche nach sich selbst

Mindestens genauso ambitioniert sind die Anforderungen an die Außenwirkung eines solchen Programms. Es muss für die CDU als einzig verbliebene Volkspartei möglichst viele unterschiedliche Milieus mit zum Teil gegensätzlichen Interessen ansprechen, für die gutsituierte liberale Großstadtbewohnerin ebenso überzeugend und attraktiv sein, wie für den konservativ denkenden, um seine Existenz fürchtenden Handwerksmeister auf dem Land. Diesen Spagat in einer sich weiter ausdifferenzierenden Gesellschaft hinzubekommen, ist in meinen Augen fast unmöglich. Wir dürfen gespannt sein.

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