Der Geschäftsführer des Verbands der Spedition und Logistik in Baden-Württemberg, Andrea Marongiu, hat vor den Konsequenzen der Zurückweisungen an der Grenze zu Tschechien und teilweise auch zu Österreich gewarnt. Ihm geht es vor allem um die Automobil-Industrie. "Diese Lieferketten, die stehen heute schon unter Stress", sagte er im SWR. "Es reicht ja wirklich schon das kleinste Teil – wenn das kleinste Teil fehlt, können wir das Ganze nicht bauen. Da kommt eben sehr viel auch aus Tschechien."
Zulieferungen über Ost-West-Achse an Auto-Bauer
Deutschland importiere aus Tschechien etwa Elektronik, Chemie, Maschinen und andere Waren im Wert von 55 Milliarden Euro – allein die Automobilindustrie habe hier einen Anteil von rund zehn Prozent: "Wenn manche Automobilhersteller sagen, sie seien nicht betroffen, dann wundert es mich sehr, dass man so schnell die komplette Kette ausgeleuchtet hat."
Zulieferungen über Nord-Süd-Achse an Supermärkte
"Die Supermarktregale könnten ein bisschen ausdünnen, wenn es um Waren aus Italien geht", sagt Marongiu. So könnten einzelne Produkte bald fehlen. Gerade der Alpen-Transit sei ein Nadelöhr. Deswegen sei auch die Schweiz als Alternativroute nicht endlos belastbar: "Wir müssen da eine deutsch-österreichische Lösung finden. Die Schweiz würde da nicht komplett aushelfen können."
Versorgungslage in Gefahr durch nationales Denken der EU-Länder
Auf EU-Ebene sei "wirklich mit Voraussicht entschieden worden: Egal, was passiert, wir müssen schauen, dass die Versorgung aufrechterhalten bleibt." Das Ergebnis seien die "Green Lanes" gewesen. Leider sei diese Voraussicht aber nicht bei den einzelnen EU-Mitgliedsländern angekommen.
"Da fehlt wirklich die Weitsicht."
"Die Nationalstaaten haben diese Entscheidung nicht umgesetzt", kritisiert er. "Wir wissen selbst, wie schnell eine Bevölkerung in Panik gerät – da reicht schon ein Mangel an Klopapier. Ich möchte nicht daran denken, wenn wirklich mal Lebensmittel-Grundprodukte fehlen", sagte Marongiu.