Bei Diabetes denken viele erst einmal an Typ 2, der vor allem bei Erwachsenen vorkommt. Aber es gibt eben auch noch den selteneren Diabetes-Typ-1.
An diesem Typ erkranken vor allem Kinder und Jugendliche. Im Gegensatz zum Altersdiabetes nützt bei Typ 1 mehr Bewegung und gesünderes Essen nichts, denn die Bauchspeicheldrüse der Betroffenen produziert nicht genügend Insulin - sie müssen sich ihr Leben lang Insulin spritzen.
Eine europaweite Initiative von Vertretern aus Forschung, Industrie und Patientenorganisationen setzt sich dafür ein, mit neuen Screenings nach betroffenen Kindern und Jugendlichen zu suchen, noch bevor diese Symptome zeigen. Denn bisher habe man vor allem bei Kindern geschaut, in deren Familien es schon Diabetes-Typ-1-Erkrankungen gab. "Es gibt aber Studien, die zeigen, dass die meisten Betroffenen keine Fälle in der Familie hatten", sagt Veronika Simon aus der SWR Wissenschaftsredaktion.
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Neue Screening-Methode soll mehr Diabetes-Patienten finden
Bei der neuen Studie werde Kindern zwischen zwei und zehn Jahren Blut abgenommen, "darin wird nach bestimmten Antikörpern gesucht", sagt Simon. Diabetes Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung. Das bedeutet, dass sich das Immunsystem gegen die Zellen in der Bauchspeicheldrüse wendet und so verhindert, dass der Körper Insulin bildet. Das Insulin brauchen wir aber, um Zucker im Blut in Energie umzuwandeln.
Die Antikörper im Blut können schon Monate oder Jahre vor den ersten Symptomen nachgewiesen werden.
Zum Teil könne man die Antikörper schon bei Säuglingen und Kleinkindern finden. Deswegen sei die Studie wichtig, um den richtigen Zeitpunkt für den Beginn der Screenings herauszufinden. Unbehandelter Diabetes kann gefährlich werden, die betroffenen Kinder können sogar ins Koma fallen. "Bei 25 Prozent der Diabetes-Typ-1-Kinder ist die Krankheit erst aufgefallen, nachdem die Symptome da waren", sagt Simon.
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Diabetes-Screening-Kinder entwickeln weniger Folgeerkrankungen
Bei den gescreenten Kindern seien Symptome nur in zwei Prozent der Fälle aufgetreten - und diese Kinder hätten auch weniger Folgeerkrankungen entwickelt. "Die insulinproduzierenden Zellen schienen noch mehr Restfunktion zu haben, es spricht also eine Menge dafür, dass man früh anfängt mit dieser Suche."
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