Die Bundeswehr zieht aus Afghanistan ab. Drei Jahre ist das jetzt her. Bilder werden wach, von völlig verzweifelten Menschen, die sich damals an die Fahrwerke von Flugzeugen klammerten. Die Taliban zögerten in diesen Tagen im August 2021 keine Minute, die Macht zu übernehmen. "Ich bekomme regelrecht Gänsehaut, wenn ich daran denke", sagt Elke Ferner, Vorsitzende von UN Women Deutschland, in SWR Aktuell.
"Damit war auch klar, dass das, was über mehr als zwei Jahrzehnte in Afghanistan aufgebaut worden ist - nämlich die Beteiligung und die Sichtbarkeit von Frauen und Mädchen - wieder zurückgehen wird. Und genauso ist es auch gekommen."
Zu glauben, die Taliban würden Politik ändern, war ein Fehler
Die Einschätzung von Experten, dass die Taliban ihre Politik gegenüber Frauen mit Blick auf den Westen abmildern würden, bezeichnete Ferner als "Fehleinschätzung". Die Taliban reglementiere Frauen und Mädchen:
Frauen dürften nicht ohne männliche Begleitung das Haus verlassen. "Selbst das Einkaufen geht eigentlich nicht mehr." Denn, so Ferner weiter, bedingt durch den jahrzehntelangen Bürgerkrieg, gebe es auch viele Frauen, "die alleine leben und keinen Mann, Vater oder Bruder haben, der sie dann möglicherweise begleiten könnte, wenn sie irgendwo hin müssten."
Engagierte Zivilgesellschaft nicht alleine lassen
Es könne nicht nur darum gehen, die Ortskräfte, die die Bundeswehr unterstützt haben, abzusichern: "Wir dürfen diejenigen, die sich aus der Zivilgesellschaft öffentlich für Frauen engagiert haben - Staatsanwältinnen, Richterinnen, Frauenrechtlerinnen - nicht im Regen stehen lassen." Die Organisationen vor Ort müssten mehr unterstützt werden. Was die internationale Gemeinschaft und was Deutschland ihrer Ansicht nach tun kann, darüber hat SWR Aktuell-Moderatorin Katja Burck mit Elke Ferner gesprochen.
Drei Jahre Taliban-Regime Drei Jahre Taliban-Herrschaft in Afghanistan: Wie eine Ortskraft zum "Verräter" wurde - und Schutz in BW fand
Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan muss Hussainy fliehen. Er gilt als Verräter - weil er für eine deutsche Organisation gearbeitet hat. Heute lebt er in Freiburg.