"Das wird nach hinten losgehen": Trumps Zölle und die Lehren der US-Geschichte

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US-Präsident Donald Trump hat neue Zölle eingeführt. Historiker Georg Schild kennt deren Vorbilder. Andreas Böhnisch hat vor der Verkündigung der Zölle mit ihm gesprochen.

"Liberation Day", also ein "Tag der Befreiung", so bezeichnet Trump selbst seine Zoll-Politik. Inzwischen ist klar, was er damit meint: Die USA erheben massive neue Strafzölle auf ausländische Produkte. Das hat Trump am Abend in einer Rede angekündigt. Auf Waren, die aus der EU in die USA geliefert werden, sollen ab kommendem Mittwoch Zölle in Höhe von 20 Prozent gelten. Auf Importe aus China gelten noch höhere Zölle von 34 Prozent. Die USA wollen damit laut Trump die Produktion im eigenen Land fördern und das Handelsdefizit verringern. Die EU hat für diesen Fall schon Gegenzölle angekündigt. Sie sollen am 14. April in Kraft treten.

Auswirkungen auf Produkte und Unternehmen aus RLP noch unklar US-Präsident Trump kündigt Zölle von 20 Prozent auf EU-Importe an

Die USA werden Waren von Handelspartnern aus der ganzen Welt bei der Einfuhr mit pauschalen Zöllen in Höhe von zehn Prozent belegen. Das hat US-Präsident Donald Trump angekündigt. Je nach Handelsdefizit sollen höhere Abgaben greifen. Für EU-Importe beispielsweise 20 Prozent.

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Deutschland besonders betroffen

Besonders betroffen von den Maßnahmen sind exportorientierte Volkswirtschaften, zu denen auch Deutschland gehört. Für viele dieser Länder gilt, dass ihr größter Handelspartner derzeit die Vereinigten Staaten sind. Politisch könnten die neuen Zölle Trump dabei helfen, sich kurzfristig als durchsetzungsfähig in Handelsfragen zu inszenieren. Langfristig sind die wirtschaftlichen Effekte aber kaum absehbar, sowohl für die Vereinigten Staaten als auch für ihre Handelspartner.

Historiker verweist auf Zölle, die zur Weltwirtschaftskrise beigetragen haben

Eine der katastrophalsten Zollerhöhungen der US-Geschichte, war der "Hawley-Smoot Tariff Act", so Georg Schild, Professor für Nordamerikanische Geschichte an der Uni Tübingen. Diese Gesetzgebung unter US-Präsident J. Edgar Hoover sollte eigentlich die US-Wirtschaft abschotten, hat aber tiefer in die Weltwirtschaftskrise ab 1930 geführt. Diese Phase des Protektionismus sei der Versuch seitens der Vereinigten Staaten gewesen, sich selbst auf Kosten des Welthandels vor den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise zu schützen.

Das ist die große Gefahr, die auch jetzt besteht, dass Donald Trump eben sagt: Ich bin nur Präsident der Vereinigten Staaten, ich habe überhaupt keine internationale Verantwortung. Ich tue nur etwas für mein Volk. Das wird nach hinten losgehen.

Diese Abschottungspolitik habe erst ihr Ende gefunden, als der Zweite Weltkrieg ausgebrochen war und sich bis zum Eintritt der Vereinigten Staaten ausgeweitet hatte. Danach habe es neue Investitionsprogramme gegeben, die zu einer Lösung dieser Situation im Welthandel geführt hätten.

Die Geschichte der Zollpolitik von Hawley und Smoot hat sogar Einzug in die Popkultur gehalten. Und zwar im US-Film "Ferris macht blau", eine Highschool-Komödie aus dem Jahr 1986. Die Szene zeigt, eine Unterrichtseinheit, die - trotz ihrer Bedeutung - komplett an Schülerinnen und Schülern vorbeigeht.

Es gab auch Zölle, die funktioniert haben

Historiker Georg Schild verweist aber im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Andreas Böhnisch, das die beiden vor der Verkündigung der genauen Zoll-Pläne durch Trump aufgezeichnet haben, auch auf ein Beispiel aus dem 19. Jahrhundert, in dem Zölle funktioniert haben. So habe die US-Regierung, um günstigere und bessere Industrieprodukte aus Großbritannien abzuwehren, Zölle darauf erhoben. Dies habe sie aber mit einem weiteren Politik-Ansatz verbunden: Größere Teile der Bevölkerung waren damals im Agrarsektor beschäftigt, dort jedoch kaum produktiv. Diese Menschen sollten in die Industrie wechseln und in Fabriken eine deutlich höhere Produktivität erreichen - was am Ende auch gelungen sei. Dadurch seien die Vereinigten Staaten konkurrenzfähiger geworden und hätten eine Phase ökonomischen Wachstums einleiten können.