Wie Spitzensport in Deutschland wieder Weltklasse wird

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Wenn es so weitergeht, ist Spitzensport in Deutschland in 15 Jahren nicht mehr konkurrenzfähig, so eine Studie. Der Sportwissenschaftler Ingo Froboese sagt, was sich ändern muss.

Eine Professionalisierung im deutschen Spitzensport sei dringend notwendig, fordert er im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderatorin Ulrike Alex. Das betreffe beispielsweise den Bereich der Trainer, die oft nur Verträge für den Zeitraum zwischen zwei Olympischen Spielen bekämen. Eine Vertragsverlängerung über vier Jahre hinaus sei häufig nicht garantiert. "Welcher Trainer geht so ein Risiko ein?" fragt der Sportwissenschaftler der Sporthochschule Köln und hat auch die Antwort parat: "Die gehen alle ins Ausland."

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Abhilfe könne eine stärkere Förderung des Spitzensports durch den Mittelstand leisten, ist Ingo Froboese überzeugt. "Die Vereine an der Basis brauchen dringend finanzielle Unterstützung und am besten vom lokalen Mittelstand, der dort eine Möglichkeit sieht, sich zu präsentieren." Mit den zusätzlich eingenommenen Geldern könne beispielsweise den Trainern eine finanzielle Zukunft geboten werden.

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Konzept der Vereinsstruktur für den Spitzensport überdenken

Sportvereine unterliegen - wie alle Vereine - der Gemeinnützigkeit. Werden Gewinne erzielt, müssen diese zeitnah und ausschließlich für gemeinnützige Zwecke verwendet werden, so schreibt es der Gesetzgeber vor. Diese Vorgaben würden die Handlungsfähigkeit von Sportvereinen einschränken, gerade wenn es um die Förderung im Spitzensport gehe. Die Gemeinnützigkeit stelle deshalb eine Behinderung beim "Ausschöpfen lokaler Ressourcen" dar. Der Sportwissenschaftler fordert deshalb, dass "zwei Wege" möglich sein sollten: "dass sich Vereine gemeinnützig und zusätzlich wirtschaftlich aufstellen können."

Talentförderung muss wieder besser werden

Letztendlich sind es die talentierten Sportlerinnen und Sportler, die Deutschland wieder an die Weltspitze zurückbringen können. Die Suche nach ihnen werde allerdings nicht mehr intensiv genug geführt, kritisiert Ingo Froboese. Die früher gepflegte Zusammenarbeit zwischen Vereinen und Schule sei in den letzten 30 Jahren eingeschlafen. "Denn nur wenn wir Vorbilder haben, werden Kinder in die Sportvereine hineingehen wollen."

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