Frühstücks-Quarch: Der Rechtspopulismus zeigt die Unzufriedenheit mit dem Establishment

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Andreas Herrler
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Andreas Böhnisch

Der Krisenstaat Argentinien und die wohlhabende Schweiz erleben einen Rechtsruck. Der Philosoph Christoph Quarch sagt im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Andreas Herrler: Es geht nur um Protest.

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Der Rechtspopulismus ist auf dem Vormarsch. Im krisengebeutelten Argentinien steht mit Javier Milei ein Politiker vom Kaliber Donald Trumps in der Stichwahl um das Präsidentenamt. In der wohlhabenden Schweiz konnte die rechtspopulistische Schweizer Volkspartei (SVP) bei der Parlamentswahl Stimmen hinzugewinnen.

Rechtspopulismus als Ausdruck von Unzufriedenheit

Für Christoph Quarch, Philosoph und Buchautor, zeigt sich darin eine Ablehnung des Establishments. "Im Hintergrund steckt eine ziemlich diffuse Unzufriedenheit, die im Rechtspopulismus ein bequemes, aber auch sehr gefährliches Ventil gefunden hat", sagt er im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Andreas Herrler.

Die scharfe Kritik von Teilen der Bevölkerung an Regierungen oder etablierten Parteien habe wenig mit der praktischen Politik zu tun. Der Philosoph macht seine These anhand eines Gedankenexperiments deutlich: "Wenn die Ampel-Koalition in Deutschland das Wahlprogramm der AfD umsetzen würde - was ich mir nicht wünsche - dann würden die meisten AfD-Wähler immer noch AfD wählen, weil es ihnen nur um den Protest geht und gar nicht so sehr um die politischen Inhalte."

Anhänger von Rechtspopulisten sind "geistig verwahrlost"

In Argentinien lässt sich der Aufstieg eines Rechtspopulisten wie Javier Milei vielleicht mit dem wirtschaftlichen Niedergang erklären. Doch dieses Argument kann für die reiche Schweiz nur schwer herangezogen werden.

Deshalb sieht Christoph Quarch die Gründe in einem "geistigen und spirituellen Vakuum". Den Anhängern rechtspopulistischer Ideen gehe es materiell oft sehr gut. "Sie sind jedoch in Folge von niveaulosem Konsum, mangelnder Bildung und Religionsverlust geistig verwahrlost." Paradoxerweise vertrauten sie mit den Rechtspopulisten den politischen Kräften, die ihnen genau das wegnähmen, was sie retten könnte: "Geist, Bildung und Vertrauen."

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