Nicht "mehrheitsfähig": Ostermärsche als Ritual überholt?

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Von Autor/in Andreas Fischer

Die Ostermärsche finden 2025 wieder vor dem Hintergrund zahlreicher Kriege statt. Warum die Bewegung trotzdem nicht mobilisiert, erläutert die Friedensforscherin Ursula Schröder.

"Die Inhalte sind sehr fundamentalistisch", sagt die Leiterin des Forschungsbereichs Europäische Friedens- und Sicherheitsordnung an der Uni Hamburg im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Andreas Fischer. Klassische friedenspolitische Aussagen, die nicht besonders mehrheitsfähig seien, stünden im Vordergrund. Dazu gehöre beispielsweise die pauschale Forderung nach einem "Ende der Waffenlieferungen an die Ukraine". Eine solche Position habe keinen Rückhalt in der Mehrheit der deutschen Bevölkerung.

Es sind Bewegungen, die in sich recht heterogen und zerstritten sind.

Außerdem sei die Mobilisierungsform der Ostermärsche nicht mehr zeitgemäß. Die Bewegung setze auf "Plakatkampagnen in kleinerer Form, Zeitungsanzeigen. Das funktioniert nicht."

Ostermärsche: Mangelnde Abgrenzung zu politischen Extremen

Die Akzeptanz der Ostermärsche hat nach Einschätzung der Friedensforscherin ebenfalls darunter gelitten, dass es vereinzelt die Zusammenarbeit mit rechten Gruppen gegeben habe. So habe die AfD versucht, sich als einzige Friedenspartei Deutschlands aufzustellen. Außerdem sei bei Ostermärschen eine politische Nähe zu Wladimir Putin sichtbar gewesen - beispielsweise durch die Ablehnung von Sanktionen gegen Russland. Das ist eine Position, die auch nicht mehrheitsfähig sei.

Alpirsbach - Ulm

Veranstaltungen in vielen Teilen des Landes Ostermärsche in BW: Friedensinitiativen kritisieren weltweite Aufrüstungspläne

Die diesjährigen Ostermärsche der Friedensbewegung standen im Zeichen weltweiter und deutscher Aufrüstungsvorhaben sowie der andauernden Kriege in der Ukraine und Nahost.

Frage der Rüstungspolitik ist "relevant"

Die Wissenschaftlerin sieht dennoch die Notwendigkeit, sich mit der aktuellen Sicherheitspolitik auseinanderzusetzen. Kriege und Aufrüstung - auch in Deutschland - böten genügend Anlass zur Diskussion. "Die Frage der Rüstungspolitik ist eine relevante Frage." Es lohne sich über Themen wie nukleare Aufrüstung oder Wehrdienst eine gesellschaftliche Debatte anzustoßen.