Gunter Czisch (CDU), Oberbürgermeister von Ulm (Foto: SWR, SWR)

Krieg in der Ukraine

Ulmer OB Czisch: Enorme Hilfsbereitschaft für Ukraine-Geflüchtete

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Wie viele andere Städte bereitet sich Ulm darauf vor, Geflüchtete aus der Ukraine aufzunehmen. Oberbürgermeister Gunter Czisch (CDU) lobt im SWR-Gespräch die Hilfsbereitschaft.

SWR: Das baden-württembergische Justizministerium hat erklärt, dass aktuell Kapazitäten für mindestens 1.250 Personen in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes bereitstünden. Wie viele ukrainische Flüchtlinge könnte die Stadt Ulm aufnehmen?

Gunter Czisch: Wir bereiten uns ebenfalls vor. In den vorhandenen Flüchtlingsunterkünften haben wir nicht viel frei. Aber es gibt ganz viele Familien, die Verwandte in der Ukraine haben, und die bereits direkten Kontakt haben. Und wir bereiten natürlich in einem breiten Band die Flüchtlingsunterbringung vor: Wir haben ein Hotel angemietet, in der Messe könnten wir eine Sammelunterkunft einrichten, weil wir ja alle nicht wissen, wie viele tatsächlich kommen.

"Es gibt eine wirklich überwältigende Hilfsbereitschaft und große Sammelaktionen."

Viele dieser Menschen haben in den vergangenen Tagen völlig unvorbereitet die Ukraine verlassen müssen und werden dann auch wahrscheinlich nicht mit viel Gepäck anreisen. Die Leute brauchen Kleidung, medizinische Versorgung und so weiter. Ist das alles schon vorhanden oder wird noch gesammelt?

Es gibt eine wirklich überwältigende Hilfsbereitschaft und große Sammelaktionen. Gestern Abend wurden noch Hallen gefüllt mit viel Material. Es gibt auch Listen: "Was ist wirklich dringend notwendig?" Zum Beispiel für Kinder und Jugendliche,  Babysachen, Schlafsäcke, Decken, Kopfkissen - was immer auch gemeldet wird, was notwendig ist. Da sind wir wirklich gut vorbereitet, weil die Menschen mit einem unglaublichen Engagement die Sachen vorbeibringen.

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Gestern Abend fuhren sechs Busse in Richtung ukrainische Grenze. Ich glaube, an der Stelle werden wir eher Mühe haben, das alles sortiert zu bekommen. Größere Sorge macht natürlich die Frage, wie viele tatsächlich kommen. Wie viel medizinische Versorgung brauchen wir? Und wie können wir uns auf eine längere Zeit einrichten? Die kurzfristige Aufnahme ist schnell organisierbar, auch über unser Rotes Kreuz. Längerfristig müssen wir dafür sorgen, dass es dann Wohnungen gibt, und dass die Menschen sich dann auch ausruhen können, mal zur Ruhe kommen.

"Das Bürokratische steht diese Woche nicht im Vordergrund"

Bleibt das dann unbürokratisch? Oder wird es auch mit dem ganz normalen Asylverfahren gelöst werden?

Die Menschen haben ja zunächst mal 90 Tage Aufenthaltsrecht. Und ich rate allen, vor allem den Familien, dass sie erst mal zur Ruhe kommen. Wir haben eine große ukrainische Gemeinde. Und natürlich braucht es dann Verfahren. Sie haben auch Anspruch auf Leistungen des Staates, bis hin zu einem kleinen Handgeld, damit sie einfach mal ankommen können. Wir brauchen diese Verfahren, aber ich glaube, das steht jetzt am Anfang nicht im Vordergrund. Es geht auch um die Landeserstaufnahmeeinrichtungen. Am Freitag kommt die Justizministerin, die ja zuständig ist, um sich bei uns eine Kaserne anzusehen. Dann muss man nacharbeiten, das wird auch eine bestimmte Zeit brauchen, bis das alles vorbereitet ist.

Wir haben ja jetzt gerade mal eine Woche eine Situation, die jeden Tag schlimmer wird. Es ist ja alles furchtbar. Und da muss man jetzt einige Tage Stück für Stück schauen, dass man die Kapazitäten schafft. Das Bürokratische steht diese Woche nicht im Vordergrund. Wir müssen jetzt einfach schnell helfen. Die Leute müssen ankommen. Es gibt ganz viele, die helfen wollen, die auch dafür sorgen, dass man zum Beispiel medizinische Versorgung machen kann. Gerade wenn viele Kinder kommen, ist es ganz wichtig, dass die notwendigen Sachen da sind - von Windeln über Babynahrung, was auch immer. Und das andere ist natürlich, dass wir dafür sorgen können, dass alles strukturiert wird, was auch von den Ämtern an Unterstützung notwendig ist.

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