Europa muss sich gerade neu erfinden. Die USA sind unter Präsident Donald Trump kein verlässlicher Partner mehr. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine dauert seit mehr als drei Jahren an, ohne dass ein Ende abzusehen ist.
Deshalb will auch Deutschland Milliarden in Verteidigung investieren.
Unternehmen der kriselnden Autobranche haben schon damit begonnen oder stehen in den Startlöchern, militärische Güter zu produzieren.
"Wir haben uns in Deutschland und Westeuropa nach 1945 sehr sympathisch aber leider naiv darauf verlassen, dass die meisten die Lehren aus dem Krieg gelernt haben, nämlich dass es für alle angenehmer sei, Politik ohne Krieg zu betreiben", sagt Historiker Michael Wolffsohn.
Allerdings hätten sich die Rahmenbedingungen geändert. Die "Naivität" der vergangenen Jahrzehnte hätten sich Deutschland und Europa deshalb leisten können, weil die USA die Sicherheit garantiert haben. Dass die USA eines Tages sagen würden, sie seien nicht bereit Material und Personal zu riskieren und zu investieren, wenn ihnen an anderer Stelle ans Schienbein getreten werde, sei erwartbar gewesen.
Trump ist auch ein Produkt unserer Doppelmoral. Den Amerikanern ans Schienbein zu treten, aber ihnen gleichzeitig unsere Freiheit zu verdanken.
Warum Aufrüsten nicht automatisch bedeutet, dass die Waffen tatsächlich in einem Krieg zum Einsatz kommen, beschreibt der Historiker im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Andreas Böhnisch.