Gesunde Ernährung: Warum Weizen besser ist als sein Ruf

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Jenny Beyen

Weizen gehört neben Mais und Reis zu den weltweit am meisten angebauten Getreidesorten. Doch Weizen ist in Verruf geraten, nicht besonders gesund zu sein. Warum das nur zum Teil richtig ist und welche Alternativen es gibt, erklärt Ernährungsberaterin Anna Dandekar im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderatorin Jenny Beyen.

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SWR Aktuell: Couscous, Bulgur, Quinoa, Amarant, Buchweizen oder Hirse: es gibt viele andere Getreidesorten. Welche davon sind eine Alternative zu Weizen?

Anna Dandekar: Das kommt ganz darauf an, was man damit machen möchte. Wenn es zum Beispiel darum geht, einen Teig herzustellen, dann sind Emmer, Einkorn und Dinkel sehr gute Alternativen. Sie enthalten Gluten und haben deshalb eine ähnliche Backfähigkeit wie Weizen. Sie sind aber trotzdem noch recht ursprünglich und haben viele Nährstoffe.

Bulgur und Couscous sind tolle Beilagen zu den verschiedensten Gerichten. Aber sie sind auch aus Weizen - nämlich aus Hartweizen. Manche Menschen müssen aus diversen Gründen auf Gluten verzichten. Für die wären dann Pseudogetreidesorten wie zum Beispiel Quinoa, Amarant und Buchweizen eine Alternative.

SWR Aktuell: Inwiefern unterscheidet sich Pseudogetreide von richtigem Getreide?

Anna Dandekar: Alle sogenannten Brotgetreidesorten wie Gerste, Roggen und Weizen gehören zu einer Gattung - nämlich zu den Süßgräsern. Pseudogetreide sieht zwar sehr ähnlich aus, es sind aber andere Sorten: zum Beispiel Fuchsschwanzgewächse. Außerdem fehlt ihnen das Gluten. Das ist das Klebeeiweiß, das eine Teigfähigkeit entstehen lässt.

Aber dafür hat Pseudogetreide ganz viele Mineralstoffe, Vitamine und Proteine. Quinoa wurde deswegen auch von der NASA untersucht, ob man es auf Raumstationen als Nahrungsmittel nutzen kann.

SWR Aktuell: Weizen ist nicht für alle gut verträglich. Er kann auch den Blutzuckerspiegel ansteigen lassen. Sollte ich Weizen grundsätzlich weglassen?

Anna Dandekar: Wer keine Zöliakie oder eine andere Allergie gegen Weizen hat, für den ist der Aufwand immens groß, auf Weizen zu verzichten. Außerdem besteht gesundheitlich auch kein Grund dazu, weil man sonst Gefahr läuft, andere Nährstoffe aus der Ernährung auszuschließen.

Was man aber streichen sollte, sind helle Teigwaren - also diese weißen Mehle. Die bestehen meistens aus Weizen. Das sind einfach reine Kalorien ohne irgendwelche Nährstoffe. Das braucht man heutzutage wirklich nicht.

Vollkornweizen dagegen enthält Ballaststoffe, Mineralien und Vitamine. Deswegen sollte man wirklich immer auf die Vollkornvariante setzen und die auch Teil des täglichen Speiseplans sein lassen. Ich persönlich versuche auch noch darauf zu achten, mehr heimische Sorten zu essen, die hier angebaut werden und nicht viel Wasser und Kohlendioxid verbrauchen.

SWR Aktuell: Reis und Quinoa beispielsweise sind zwar gut für uns, aber sie sind nicht so gut fürs Klima. Denn sie kommen oft aus weit entfernten Ländern. Welches sind Ihre regionalen Alternativen?

Anna Dandekar: Meine absoluten Lieblinge sind Hirse, Emmer und Einkorn. Das hört sich exotisch an. Aber ich habe einen Bauern in Niederbayern entdeckt, der diese alten Sorten anbaut und auch noch speziell schleift, sodass man zum Beispiel Einkorn wie Reis zubereiten kann. Das ist dann nicht nur extrem gesund und nachhaltig, sondern schmeckt auch echt lecker und macht tatsächlich auch etwas her. Die meisten Menschen haben solches Getreide noch nicht gesehen, wenn man sie damit bekocht.

Man könnte also mal gucken, ob man in seiner Umgebung etwas Ähnliches findet oder einen Bauern hat, der diese alten Sorten anbaut. Auf diese Art und Weise kann man zusätzlich noch die regionale Wirtschaft stärken.

SWR Aktuell: Hirse kennt man vielleicht. Aber wie schmecken Emmer oder Einkorn?

Anna Dandekar: Emmer und Einkorn schmecken ein bisschen nussiger als Dinkel, aber doch recht mild. Das ist eine sehr gute Alternative. Viele haben mir auch schon gesagt, dass das so ähnlich wie Reis schmeckt.

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