Israel stellt sich auf einen langen Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen ein. Eine schnelle Entmilitarisierung der Terrororganisation ist laut Nahostexperte Jan Busse schwierig.
Die israelische Armee führt seit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober Krieg gegen die islamistische Terrororganisation. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagt, Ziel sei es, die Hamas zu zerstören - egal ob man dafür eine Woche, einen Monat, ein Jahr oder Jahre benötige.
Nahost-Krieg: Zeitfenster für Israel schließt sich
Es ist jedoch nach Ansicht von Jan Busse, Nahostexperte an der Universität der Bundeswehr München, äußerst fraglich, ob das israelische Militär noch über einen längeren Zeitraum den Gazastreifen bombardieren könne, ohne die Solidarität aus dem Westen aufs Spiel zu setzen.
"Das Legitimitätsfenster für diesen Krieg schließt sich so langsam", merkt er im Gespräch mit SWR2 Aktuell-Moderator Albrecht Ziegler an. "Auch die USA haben bereits signalisiert, dass Israels Krieg nur noch wenige Wochen geduldet werden könne." Grund dafür sei die hohe Zahl von zivilen Opfern.
Ebenfalls schwierig schätzt der Nahostexperte die Möglichkeiten ein, wirksam gegen die Radikalisierung der Bevölkerung im Gazastreifen etwas auszurichten. Dafür müssten sich die Lebensumstände fundamental verbessern. Das sei zurzeit wenig wahrscheinlich, weil die Menschen auch vor dem aktuellen Krieg keine Perspektive gehabt hätten. "Eine effektive Deradikalisierung würde eben auch eine politische Perspektive für eine Friedensregelung beinhalten müssen."
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Zweistaatenlösung für Frieden im Nahen Osten
Die Zukunft des Gazastreifens hänge jetzt von den Zielen Israels und der Positionierung der internationalen Staatengemeinschaft ab, sagt Jan Busse. Von einer zeitweiligen israelischen Truppenpräsenz sei auszugehen. Danach könnte die Verantwortung vorübergehend an internationale Friedenstruppen übergeben werden.
Die palästinensische Autonomiebehörde sei zurzeit nicht in der Lage, die Kontrolle im Gazastreifen zu übernehmen. Dafür müssten demokratische Wahlen stattfinden und die palästinensischen Sicherheitskräfte gestärkt werden. Am wichtigsten sei es aber, dass die Autonomiebehörde einen Anreiz bekomme, "und das wäre eben die Perspektive auf eine Friedensregelung - auf eine Zweistaatenlösung", sagt der Nahostexperte.
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