Wir sollen nach dem Willen von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) wieder mehr arbeiten. Das gelingt aber nicht durch einen Feiertag weniger, meint Philosoph Christoph Quarch.
Bestseller-Autor und Philosoph Christoph Quarch gibt jede Woche seinen "Frühstücks-Quarch" im Radioprogramm SWR Aktuell ab. Er sucht sich also jede Woche ein Thema aus, über das er nachdenkt und sich manchmal auch aufregt.
Ärmel hoch! Müssen wir mehr arbeiten, um die Wirtschaftswende zu schaffen?
Mehr Arbeit pro Woche, könnten Sie das? Umfrage in Mainz ++ Mehr Erwerbsarbeit von Müttern geht nur mit weniger Erwerbsarbeit von Vätern! Interview mit der Soziologie-Professorin Jutta Allmendinger++ KI made in Ludwigsburg: Wie ein Sensorik-Tool namens "Isa" unseren Schreibtisch-Job gesünder machen soll
Wie viel Arbeit soll’s denn sein?
Flexiblere Arbeitszeiten - das will die neue schwarz-rote Koalition durchsetzen. Die Menschen sollen mehr arbeiten. Gerade CDU/CSU drängen in der Bundesregierung darauf, dass es keine tägliche Höchstarbeitszeit mehr, sondern eine wöchentliche Höchstarbeitszeit geben sollte. Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) sieht eine wöchentliche Höchstarbeitszeit skeptisch. Bevor man dazu ein Gesetz mache, werde man sich mit den Sozialpartnern austauschen, sagte Bas. Unternehmen hätten damit Probleme - unter anderem wegen der Arbeitszeiterfassung. Laut Koalitionsvertrag soll eine wöchentliche Höchstarbeitszeit den Acht-Stunden-Tag ablösen. Das sei nicht die Idee der SPD gewesen, so Bas. Sie verwies auf eine Passage im Koalitionsvertrag, wonach niemand gegen seinen Willen zu längerer Arbeitszeit gezwungen werden könne. Der Arbeitsschutz bleibe gewahrt.
11KM Die faulen Deutschen?
Kanzler Merz hat von den Deutschen gefordert, mehr zu arbeiten, um die Wirtschaft anzukurbeln. 11KM schaut auf drei Vorschläge zum Thema Arbeitszeit, die aktuell diskutiert werden…
Quarch: Problem der Selbstfokussierung
Im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Andreas Böhnisch sagt Christoph Quarch, das zentrale Problem sei weder die Ausgestaltung der Arbeitszeitrichtlinien, noch die Frage, ob vielleicht ein Feiertag gestrichen werden solle, wie von Arbeitgeberseite gefordert wird. Er sieht vielmehr ein gesellschaftliches Problem als Auslöser, nämlich die allgemeine Fokussierung auf die eigene Person und die Selbstverwirklichung.
Deswegen verursacht es mir Brechreiz, wenn ich solche Buchtitel höre, wie: "Das Kind in Dir muss Heimat finden"
Quarch widerspricht vehement der Ratgeber-Literatur, die Menschen nahelegt, mehr auf sich und die eigenen Bedürfnisse einzugehen. "Nein, das Kind in Dir muss erwachsen werden", sagt Quarch. "Das heißt, raus aus der Komfortzone, raus aus dem ewigen Bemutterungsbedürfnis, hinein in ein Verantwortungsbewusstsein für die Gesellschaft. Ich glaube, dann wird auch das mit dem Arbeiten wieder besser funktionieren."
Gewerkschaften wehren sich in Arbeitszeit-Debatte
Die Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Yasmin Fahimi, hält es für rechtlich fragwürdig, das Arbeitszeitgesetz zu ändern, wie CDU und CSU das fordern. Fahimi kritisierte, bei dem Vorhaben, den Acht-Stunden-Tag gegen eine maximale Wochenarbeitszeit auszutauschen, gehe es wohl vor allem darum, regelmäßige Zwölf-Stunden-Schichten im Paketdienst oder fehlende Ruhezeiten im Hotel -und Gastgewerbe zu rechtfertigen. Dafür werde man der Bundesregierung nicht die Hand reichen.