Viele Menschen wollen in ihrer Freizeit die Natur genießen. Doch sie surfen stattdessen im Internet. Der Wissenschaftler Ulrich Reinhardt erklärt den Widerspruch.
Wunsch und Wirklichkeit gehen bei den Freizeitbeschäftigungen der Menschen in Deutschland laut dem aktuellem "Freizeit-Monitor" auseinander. Die Umfrage für 2024 ergab, dass 96 von 100 Befragten regelmäßig das Internet nutzen, wie die BAT-Stiftung für Zukunftsfragen mitgeteilt hat. Bei der Frage, welcher Beschäftigung sie lieber häufiger nachgehen würden, gaben aber jeweils 73 Personen an, ausschlafen oder mehr Zeit in der Natur verbringen zu wollen.
Wenn aus freier Zeit Freizeitstress wird
Auch in der Freizeit seien wir Getriebene, sagt Professor Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen. Das grenze schon fast an Freizeitstress. "Wir wollen etwas erleben, damit wir am nächsten Tag davon erzählen können", ergänzt er im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Moritz Braun. Doch Freizeit definiere sich über die Freiwilligkeit. "Wenn ich etwas tue, ohne es tun zu müssen, übe ich eine Freizeitaktivität aus." Deshalb sollten die Bundesbürger daran arbeiten, öfter das zu tun, "was uns wirklich guttut".
Erholung als Freizeitaktivität auf dem Rückzug
"Freizeit ist vom Ursprung her der Gegenpart zur Arbeitszeit", erklärt der Wissenschaftler. Die Regeneration von und für die Arbeit solle im Vordergrund stehen. "Doch dafür nehmen wir uns immer weniger Zeit."
Auch wenn Berufe tendenziell körperlich nicht mehr so anstrengend seien wie früher: die geistige Erholung sei trotzdem wichtig. Ruhephasen, wie morgens ausschlafen oder einen Mittagsschlaf einlegen, hätten aber deutlich abgenommen. Stattdessen würden immer mehr Menschen zur Erholung auf dem Sofa chillen und sich berieseln lassen - nach dem Motto: "Ich erhole mich, aber ein bisschen will ich doch dabei erleben."