Der exzessive Konsum von schlechten Nachrichten - sogenanntes Doomscrolling - kann zur Sucht werden. Der Psychotherapeut Fabian Chmielewski weiß, wie man dagegenhalten kann.
Es geht darum die Kontrolle zurückzugewinnen, sagt der Psychotherapeut im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Andreas Fischer. Nachrichten sollte man bewusst konsumieren und den Zeitpunkt selbst bestimmen, wann dies geschieht. Das müsse das Ziel sein, um Doomscrolling - also den exzessiven Konsum schlechter Nachrichten - in den Griff zu bekommen.
Nachrichtenkonsum werde dann problematisch, wenn man sich vorgenommen habe aufzuhören, es aber nicht lassen könne. "Dann ist es zu viel." Ein erster Schritt, um die Kontrolle zurückzugewinnen sei, Push-Benachrichtigung der Newsportale und von Social Media im Smartphone auszuschalten. So könne jeder User gewährleisten, "dass nicht das Handy bestimmt, wann wir uns Nachrichten ansehen, sondern wir selbst".
"So wie Sirenen Schiffe anlocken, locken uns die Sozialen Medien in die Falle."
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Kriege, Krisen, Katastrophen: Der endlose Strom schlechter Nachrichten ist nur für Pessimisten eine gute Nachricht. Höchste Zeit für ein Optimismus-Training, findet unsere Kolumnistin Laura Koppenhöfer.
Krisen führen zu exzessivem Nachrichtenkonsum
In Krisenzeiten steigt das Bedürfnis nach Information. Die Menschen wollten Zusammenhänge verstehen und einordnen. Doomscrolling könnte deshalb ein "fehlgeleiteter Problemlöseversuch" sein, mutmaßt Fabian Chmielewski. Es handele sich um den "Sirenengesang der schlechten Nachrichten".
Der User werde mit dem Versprechen geködert, sämtliche Informationen zu erhalten, um auf alle möglichen Gefahren vorbereitet zu sein. Ein verschärfender Faktor in den Sozialen Medien seien die Algorithmen. Dadurch bekämen die User immer das zu sehen, was sie interessiere. Ein Entkommen aus dem Strudel schlechter Nachrichten werde immer schwieriger.
Doomscrolling kann Gesundheit beeinträchtigen
Der exzessive Konsum schlechter Nachrichten - das Doomscrolling - kann das psychische Wohlbefinden beeinflussen, warnt der Psychotherapeut. Dazu gehörten Angst und Depressionen, eine menschenfeindliche Haltung könne entstehen oder ein Zustand kompletter Lähmung. Der Grund: "Wir sehen keine Handlungsoptionen mehr und denken, man kann nichts mehr machen. Es ist alles verloren."