Der Wirtschaftsforscher Marcel Fratzscher vom Berliner DIW rechnet fest mit US-Zöllen auf Importe aus der EU - und er wirft Brüssel Fehler in den Verhandlungen vor.
Wird Deutschland besonders stark von den Zöllen betroffen sein, die US-Präsident Donald Trump angekündigt hat? Ja, sagt der Wirtschaftsforscher Marcel Fratzscher Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin. Die deutsche Industrie verkaufe viele ihrer Produkte wie etwa Maschinen und Autos in den USA - einschließlich zahlreicher Vorprodukte - und das mache die Zollpolitik des amerikanischen Präsidenten so riskant gerade für Deutschland.
Deutschland ist bei Zollverhandlungen auf die EU angewiesen
Trump hat neue Zölle gegen EU-Produkte vorerst bis zum 9. Juli verschoben und zeigt sich verhandlungsbereit. Was Fratzscher im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Andreas Böhnisch Hoffnung gibt: Trump habe schon oft hohe Zölle angekündigt und sie dann doch nicht verhängt. Doch selbst wenn es nicht um die 50 Prozent gehe, die aktuell im Gespräch sind, sondern lediglich um etwa zehn Prozent, bleibe die Lage schwierig, so Fratzscher. Handelspolitik funktioniere immer auch über die EU und die habe es versäumt, Trump gemeinsam mit anderen Ländern, wie Kanada, Mexiko, aber auch China unter Druck zu setzen. Ob bis zum 9. Juli noch ein Kompromiss gelingt, bleibt vorerst unklar.