In der Diskussion um Diskriminierung und Rassismus in Deutschland kommt die Gruppe der Sinti und Roma oft zu kurz. Die Melde- und Informationsstelle Antiziganismus sieht eine systematische Diskriminierung von Roma-Kindern in deutschen Kitas und Schulen.
Seit 2023 seien der Meldestelle 484 Vorfälle von Diskriminierung gemeldet worden, heißt es bei der Vorstellung einer Studie in Berlin. Demnach erfahren Kinder in den Einrichtungen "die ganze Palette an Ausgrenzung, die man sich vorstellen kann", sagt Mehmet Daimagüler, Beauftragter der Bundesregierung gegen Antiziganismus und für das Leben der Sinti und Roma in Deutschland. Diese Ausgrenzung gehe aber nicht nur von anderen Kindern oder Mitschülern aus, auch "staatliche Stellen tragen Antiziganismus in sich."
Das ist ein Unterschied zu anderen Formen von Rassismus, dass der Staat selbst so stark in seinen Organen rassistisch handelt. Das betrifft Polizei und Justiz, Arbeitsämter und Sozialbehörden und das betrifft Schulen.
Fehlende Aufarbeitung fördert Antiziganismus
Es brauche eine kritische Auseinandersetzung mit den Denkweisen, den Einstellungen – auch in den staatlichen Stellen, so Daimagüler.
"Eine Besonderheit von Antiziganismus als Rassismusform ist, dass er so selbstverständlich ist, dass es als normal gesehen wird. Er wird noch nicht mal als Rassismus gebrandmarkt, sondern er wird einfach gelebt." Der Antiziganismus-Beauftragte beklagt, dass man den Völkermord an den Sinti und Roma nie anerkannt und aufgearbeitet habe. Zwar gebe es den europaweiten Gedenktag am 2. August, allerdings müsse dieser viel stärker in der Öffentlichkeit verankert werden – auch für die kommenden Generationen.
Der Völkermord an den Sinti und Roma
In der NS-Zeit wurde ein Völkermord an den Sinti und Roma verübt. Der Film erzählt das Schicksal von fünf Überlebenden. Geschichte ab Klasse 9.
Es geht um die Schicksale der Kinder. Hier werden Lebenschancen zerstört, es werden Potenziale für uns als Gesellschaft zerstört. Das hat Auswirkungen auf die Menschen individuell, auf die Community und auch eine verheerende Auswirkung auf uns als Gesamtgesellschaft.
Vor allem auf Drängen der Community habe es in den vergangenen Jahren Fortschritte gegeben, so Daimagüler. Wichtig sei es, jetzt am Ball zu bleiben.
Die Politik müsse jetzt umsetzen, was sie versprochen habe. Welche Bedenken er mit Blick auf die neue Bundesregierung hat, erklärt der Antiziganismus-Beauftragte im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderatorin Constance Schirra.