Bundeswehr: Was gegen die Rückkehr zur Wehrpflicht spricht

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Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) denkt über die Rückkehr zur Wehrpflicht nach. Die Grünen-Sicherheitsexpertin Sara Nanni hält nichts davon.

"Wenn sie einen ganzen Jahrgang in die Wehrpflicht schicken, sabotieren sie das Rekrutierungssystem der Bundeswehr", sagt Sara Nanni im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Jonathan Hadem. Deshalb bezweifele sie, dass die Bundeswehr durch einen verpflichtenden Wehrdienst mehr Soldaten rekrutieren könne. Pistorius hatte von 50.000 bis 60.000 zusätzlich benötigten Soldatinnen und Soldaten gesprochen.

Die Hausaufgaben liegen jetzt im Verteidigungsministerium

Bundeswehr muss attraktiver werden

Am aktuellen Zustand der Bundeswehr kritisiert die sicherheitspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, dass sich viele, die freiwillig Wehrdienst leisten, "auf ihrer Stube langweilen". Deshalb dürfe es niemanden überraschen, dass diese jungen Menschen die Bundeswehr wieder verließen. Um die Situation zu verbessern, seien die Teilstreitkräfte (Heer, Luftwaffe, Marine und CIR – Cyber- und Informationsraum sind die vier Teilstreitkräfte der Bundeswehr. Anm.d.Red.) in der Pflicht. Der Dienst müsse so attraktiv werden, dass die Freiwilligen bleiben wollten.

Höhere Ausgaben für Verteidigung notwendig

Zur von der NATO beschlossenen Aufrüstung sieht die Sicherheitsexpertin der Grünen zurzeit kaum Alternativen. "Es ist ein Teil des Weges. Das muss man bitter feststellen." Der Westen müsse darauf vorbereitet sein, dass der Aggressor Russland den Krieg auch auf andere Teile Europas ausweite.

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Die NATO-Verteidigungsminister haben sich in Brüssel auf neue Fähigkeitsziele für die Mitgliedsstaaten geeinigt, die eine gewaltige Aufrüstung bedeuten. Die konkreten Vorgaben sin…

Trotzdem lehnt Sara Nanni es ab, fünf Prozent des Bruttoinlandsproduktes in Verteidigung zu stecken, so wie es US-Präsident Donald Trump von den Verbündeten gefordert hatte. Es handele sich um eine "politische Zahl, die mehr oder weniger aus dem Nichts gegriffen ist". Stattdessen müssten anhand der NATO-Planung die Kosten fair im Bündnis verteilt werden. "Da landet man ungefähr bei dreieinhalb Prozent, die Robert Habeck im Wahlkampf formuliert hatte", sagt die sicherheitspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion.