Eine Ferienwohnung in Top-Lage, die während der Hochsaision weniger als 1.000 Euro pro Woche kostet? Das kann es geben, aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es eine Anzeige von Betrügern ist. Die werden immer raffinierter. Darauf hat jetzt das Europäische Verbraucherzentrum, EVZ, hingewiesen. Wie sich Urlauber vielleicht vor Betrug schützen können, hat SWR-Aktuell-Moderator Arne Wiechern Karolina Wojtal vom EVZ gefragt.
SWR Aktuell: Welche Dinge sollte ich denn besser schon vor der Buchung auf jeden Fall checken?
Karolin Wojtal: Wichtig ist, dass ich ungefähr weiß, was vergleichbare Objekte in meiner Reisezeit in der Region kosten. Dann weiß ich auch einzuschätzen, was mir angeboten wird. Denn wir sehen bei diesen Fake-Buchungen tatsächlich sehr häufig, dass es sehr günstige Preise sind - oder aber noch eine kurzfristige Verfügbarkeit in der Hauptsaison beworben wird.
Wie man Fake Ferienhäuser erkennt
SWR Aktuell: Trotzdem kann es natürlich passieren, dass ich auf einen Betrug hereinfalle. Was kann das erste Warnsignal sein?
Wojtal: Fast alle Täter versuchen, die Kommunikation zu kontrollieren und zu steuern. Sollte es sich um eine Anzeige auf einem der großen Portale handeln, werden die Täter sehr schnell versuchen, mich von der Plattform wegzulocken. Das heißt, sie möchten dann weiter per E-Mail oder per WhatsApp kommunizieren.
SWR Aktuell: Diesen persönlichen direkt Kontakt gibt es dann tatsächlich - worauf sollte ich dabei achten? Denn es kann natürlich auch ein ganz seriöser Vermieter seien, der mit mir per WhatsApp in Kontakt treten will…
Wojtal: Absolut. Natürlich gibt es auch seriöse Vermieter, aber ich sollte darauf achten, ob das, was hier zu dem Objekt erzählt wird, auch stimmen kann. Ich kann das auch überprüfen, mithilfe von Kartensuchdiensten wie Google Maps beispielsweise. Und spätestens bei der Bezahlung sollte ich sehr aufmerksam sein. Die Betrüger versuchen in der Regel, entweder eine sehr hohe Anzahlung zu erhalten, oder aber sie locken die Verbraucher damit, dass der ganze Preis im Voraus bezahlt werden muss, und dass dann ein Rabatt gewährt wird. Und auffällig ist auch, dass die Täter verlangen, dass man den gesamten Mietpreis entweder per Überweisung oder mit einem Geldtransferdienst bezahlt. Hintergrund ist: Diese Zahlungen lassen sich nicht rückgängig machen,
SWR Aktuell: Wenn das Geld ist, mal per Überweisung raus ist, dann ist die Kohle auf jeden Fall weg. Welche Zahlart ist denn sicherer in so einem Fall?
Wojtal: Ich würde immer versuchen, eine sehr geringe Anzahlung zu leisten und dann mit dem Vermieter vereinbaren, dass vor Ort bezahlt wird - natürlich gegen Quittung. Das ist die beste Art und Weise. Denn dann weiß ich, es gibt das Objekt, und es entspricht auch der Beschreibung. Die zweitbeste Art und Weise zu bezahlen, wäre dann tatsächlich die Kreditkarte.
SWR Aktuell: Gehen auch Paypal oder ähnliche Zahlungsdienste?
Wojtal: Das kommt sehr darauf an. Ich muss dann in die AGB dieser Dienste hineinschauen – ob ich, falls hier etwas schiefgeht, also ich das Objekt nicht bekomme, weil es nicht existiert, dann vom sogenannten Käuferschutz überhaupt profitieren würde. Das ist im Einzelfall zu prüfen. Denn nur dann macht es Sinn, über diese Bezahldienste diese Zahlungen abzu wickeln.
SWR Aktuell: Angenommen, mir ist jetzt so etwas passiert. Neben dem Verlust des Geldes ist das Ganze ja auch wirklich unangenehm, zuzugeben, dass es mir passiert ist. Soll ich trotzdem eine Anzeige bei der Polizei machen?
Wojtal: Unbedingt. Wir raten jedem dazu, eine Anzeige zu erstatten. Fakt ist aber auch, dass alle Angaben, mit denen die Täter hier arbeiten, in der Regel gefälscht sind. E-Mail, Name, Telefonnummer sind in der Regel nicht echt, beziehungsweise lassen sich nicht einwandfrei zu einer Person zurückverfolgen. Leider muss man sagen, das viele Anzeigen dann nach einer gewissen Zeit eingestellt werden. Das heißt, es wird das Ermittlungsverfahren beendet. Aber klar ist auch: Wenn niemand Anzeige erstattet, dann hat die Polizei natürlich überhaupt keine Ansatzpunkte. Deshalb ermutigen wir jeden, diese Anzeige zu erstatten. Und daneben ist es auch wichtig, falls das Ganze über eine Plattform lief, diese Plattform über die Fake-Anzeige zu informieren.
SWR Aktuell: Abgesehen von der Anzeige bei der Polizei. Wo kann ich noch Unterstützung bekommen?
Wojtal: Verbraucher können sich im Zweifel natürlich an uns, an das Europäische Verbraucherzentrum wenden, aber auch natürlich an nationale Verbraucherschutzeinrichtungen, sobald sie den geringsten Zweifel haben. Denn die Täter locken hier oft damit, dass sie sagen: Eine solche Art und Weise der Abwicklung sei in anderen Ländern üblich. Und für viele Verbraucher klingt das erst mal sehr plausibel. Lassen Sie sich hier nicht unter Druck setzen. Schlafen Sie immer auch noch mal eine Nacht über das gemachte Angebot, und sprechen Sie mit anderen darüber, mit dem Verbraucherschutz, oder auch in der Familie. Das kann helfen, hier noch mal eine zweite Meinung zu bekommen.