Angst vor atomarer Strahlung? "Nichts ist so gut überwacht, wie der Rückbau eines Kernkraftwerks"

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Von Autor/in Andreas Fischer

Vor zwei Jahren wurden in Deutschland die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet. Angst vor atomarer Strahlung muss man beim Abriss nicht haben, ist Professor Sascha Gentes überzeugt.

"Nichts ist so gut überwacht, wie der Rückbau eines Kernkraftwerks", sagt der Leiter der Gruppe 'Rückbau konventioneller und kerntechnischer Bauwerke' am Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Andreas Fischer. Deshalb würde er lieber neben einem AKW wohnen, das abgerissen wird, als neben einem konventionellen Gebäude.

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Angst vor atomarer Strahlung in der Bevölkerung

Die Angst in der Bevölkerung führt der Wissenschaftler auf Unwissenheit zurück. Die vorherrschende Meinung sei: "Strahlung ist nicht sichtbar und deshalb ist das eine große Gefahr für uns." Doch Abfälle würden ein rückgebautes Atomkraftwerk nur dann verlassen, wenn sie frei von Strahlung seien. Als Beispiel nennt er Betonteile: "Sollte an der Oberfläche ein kontaminierter Partikel sitzen, wird der abgetragen." Anschließend sei das entsprechende Betonteil frei von Strahlung und könne auf einer Deponie entsorgt werden.

Endlager Schacht Konrad gilt als sicher

Schwach- und mittelradioaktive Abfälle sollen im Schacht Konrad endgelagert werden. Die Inbetriebnahme ist zu Beginn der 2030er Jahre vorgesehen. "Das ist für den Rückbau der Kernkraftwerke ganz essenziell", sagt Professor Sascha Gentes vom KIT. "Denn die Abfälle sind da."

Mit Problemen wie in der Schachtanlage Asse rechnet der Wissenschaftler nicht. Dort war Wasser eingedrungen und die rund 47.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle müssen zurückgeholt werden. Schacht Konrad gilt als sicher. So verhindern etwa dicke Tonschichten das Eindringen von Wasser und damit auch das Austreten von radioaktiven Stoffen für einen langen Zeitraum. (Quelle: Bundesgesellschaft für Endlagerung)

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