Am Montag verhandelt der Bundesgerichtshof über das historisch hohe Schmerzensgeld, das Helmut Kohl vor seinem Tod zugesprochen bekam. Eine Million Euro – so viel wie noch nie in der deutschen Rechtsgeschichte – sollte der ehemalige Kohl-Biograf Heribert Schwan für einen schweren Vertrauensbruch zahlen. Der Bundesgerichtshof muss entscheiden, ob das Geld auch Helmut Kohls Witwe Maike Kohl-Richter zusteht.

Dass der Konflikt auf dem Tisch des höchsten deutschen Gerichts landet, nährt die Legende von der Fee und der Hexe - von Hannelore Kohl als "Ehefrau der Herzen" und dem Racheengel Maike, die "auf Teufel komm raus" Recht bekommen will. An dieser Darstellung wirken die Söhne von Hannelore und Helmut Kohl, Walter und Peter, seit Jahren nach Kräften mit. Die Legende vertuscht die Tragik von Helmut Kohls erster Ehe. Helmut Kohl hat seine Ehefrau Hannelore betrogen. Und es nicht einmal geheim gehalten. Eine seiner ehemaligen Partnerinnen schwärmte vor einiger Zeit übers Nacktbaden im Pool des Bonner Kanzlerbungalows. Helmut Kohl missbrauchte Hannelore für das Scheinbild einer heilen Familie. Die Söhne auch. Er ließ sich mit ihnen fotografieren und war danach weg.
Und doch: Vier Jahre nach Helmut Kohls Tod erscheint es mir an der Zeit, die halbgare Hannelore-Kohl-Saga abzuhaken und mit kühlem Blick auf die juristischen und geschichtspolitischen Konflikte rund um Helmut Kohl zu blicken. Im Fall der nicht autorisierten Kohl-Biographie erscheint mir Maike Kohl-Richters Prozessenergie schlüssig und konsequent. Auch dass sie gegen eine eigenmächtig vom Bundestag beschlossene Bundesstiftung Helmut Kohl klagt, kann ich nachvollziehen.
Helmut Kohl war eine persönlich und politisch vielgestaltige Persönlichkeit. Der Kanzler der Einheit und der Politiker der schwarzen Kassen. Das kann aber kein Freibrief sein für wortbrüchige Journalisten oder für parteiische Historiker in einer von Steuergeldern bezahlten Stiftung.