Ein Mann wirft einen Brief in einen Briefkasten.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, dpa Bildfunk, Christophe Gateau)

Post will Aufschlag für Pünktlichkeit

Meinung: Pünktlichkeit, das neue Premiumprodukt

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Martin Rupps
Martin Rupps (Foto: SWR, SWR/Kristina Schäfer)

Die Post liebäugelt damit, pünktliche Briefe teurer zu machen. Damit erklärt sie ihren gesetzlichen Auftrag zum Premiumprodukt, meint Martin Rupps.

Die Deutsche Bahn hat Bauarbeiten zwischen Mainz und Köln angekündigt. Vom 12. Dezember an brauchen ICE- und IC-Züge 30 Minuten länger. Solche Eingriffe wirbeln gern den Fahrplan auf der ganzen Strecke durcheinander. Der nächste Halt im Süden ist der wichtige Knotenpunkt Mannheim, den Bahnchef Richard Lutz jüngst ein Sorgenkind genannt hat. Den Südwesten könnte an Weihnachten ein Bahnchaos heimsuchen mit unpünktlichen oder ausfallenden Zügen.

Martin Rupps (Foto: SWR, SWR/Kristina Schäfer)
Die Meinung von Martin Rupps

Ich fürchte schon die nächste Dreistigkeit der Bahn – ein Tarifmodell, das Nikola Hagleitner, Vorstandsmitglied "Post & Paket" der Deutschen Post AG, für die Briefzustellung will: Auf pünktlich zugestellte Briefe gibt es einen Aufschlag, liegengebliebene kosten so viel wie bisher. Aus Sicht der Managerin erscheint der Vorschlag sinnvoll. Die Post leidet – wie die Bahn – an Personalmangel. In der kalten Jahreszeit kommt ein hoher Krankenstand hinzu. Der geplante Aufschlag spült bei sinkender Leistung mehr Geld in die Kasse.

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Als Postkunde finde ich einen solchen Vorschlag absurd. Unternehmen deuten ihren gesetzlichen Auftrag – hier die pünktliche Briefzustellung – zur Premiumware um. Was bis jetzt selbstverständlich war, braucht einen Aufschlag. Nach dieser Logik verdienen sich demnächst Schülerinnen und Schüler, die pünktlich zum Unterricht erscheinen, einen Euro. Wer später kommt, geht leer aus wie bisher auch.

Der Arbeitskräftemangel belastet den Wirtschafts- und Dienstleistungsstandort Deutschland stark. Doch niemals darf Pünktlichkeit extra kosten und Bummeln zur Regel werden.

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