"Späßle g’macht!", pflegen die Schwaben einen schlechten Witz zu kommentieren. Späßle scheint mir gerade die Herausforderin von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bei der baden-württembergischen Landtagswahl, Susanne Eisenmann (CDU) zu machen. "Wollen wir nicht alle beschützt werden?", fragt sie auf einem der Großplakate, die in den kommenden Wochen landesweit geklebt werden. Ein anderer Slogan lautet "CDU wählen, weil wir Verbrecher von heute mit der Ausrüstung von morgen jagen".
In den sozialen Netzwerken hagelt es Spott ("wir Verbrecher von heute") und Kritik, weil eine Politikerin, die in der Pandemie Schulen öffnen will, nicht beschütze, sondern gefährde. Diesen Kurzschluss auf aktuelle Ereignisse finde ich unfair. Über den Gehalt eines Satzes wie "Wollen wir nicht alle beschützt werden?" kann ich mich schon eher wundern. Das klingt in meinen Ohren wie der Nonsens-Spruch: "Sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?" aus den Neunzigern.
Ausrüstung mit "Waffen von morgen"
Nicht so recht klar ist mir auch, wie der stellvertretende Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl (CDU) die Polizei mit "Waffen von morgen" ausstattet. "Morgen! Morgen! Nur nicht heute – sagen alle faulen Leute!", dichtete Christian Felix Weiße. Entschuldigung. Späßle g’macht!
Ich spotte nicht um des Spottes willen. Ich wundere mich über das schlechte Handwerk vor einer Landtagswahl. Unfassbar, wie wenig authentisch und inhaltlich dünn die CDU ihre Kandidatin präsentiert. "Liebe Frau Eisenmann, hat Eure Werbekampagne etwas gekostet?", lästerte der frühere Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) auf Twitter.
Als Schwabe wäre für mich das "Koscht nix!" die einzige schlüssige Rechtfertigung, den Menschen in Baden-Württemberg keine intelligentere Kampagne zu bieten.