Mit Erdkunde habe ich es nicht so. Als ich las, dass die Gemeinde Wöllstein (Landkreis Alzey-Worms) ein Ferienhaus in Kenia erbt, musste ich googeln. Nicht "Wöllstein", sondern die Lage des Landes auf dem afrikanischen Kontinent. Vielleicht musste das auch Wöllsteins Ortsbürgermeister Johannes Brüchert (SPD), nachdem er das Testament des Ehepaars Ulrike und Wolfgang Wirth gelesen hatte. Den beiden Wöllsteinern verdankt die Gemeinde Grundstücke und Immobilien, darunter ein Ferienhaus am Diani Beach. Sieht schick aus:
Ortsbeirat will dorthin reisen
Seither hat der Ortsbürgermeister, wie er selbst bekennt, ganz viele Freundinnen und Freunde. "Mich hat schon jedes Gemeinderatsmitglied angesprochen und mir erklärt, warum er oder sie unbedingt mit nach Kenia müssten." Womöglich muss demnächst tatsächlich jemand aus Wöllstein, wo es gerade kalt und regnerisch ist, an den Diani Beach. Um das Formale zu klären. Den Ortsbürgermeister könnte es treffen. Über acht Stunden Flugzeit, der Arme! Besser, er nimmt "seinen" Ortsbeirat mit, dann wird ihm nicht langweilig. Aber nur die Mitglieder, nicht ihre Partner bzw. Partnerinnen! Schließlich handelt es sich um eine dienstliche, keine private Klassenfahrt.
Ich wüsste auch schon ein Programm. Johannes Brüchert und seine Entourage könnten den neuen Nachbarn fragen, weshalb er zu den korrupten Staaten der Welt gehört, oder die exzessive Polizeigewalt "ansprechen", wie es diplomatisch so schön heißt.
Eigentlich wollte ich ja schon immer Bürger von Wöllstein werden. Dann gehöre auch ich zur Erbengemeinschaft eines Ferienhauses in Kenia!