Die Donau nimmt auf ihren 2850 Kilometern zwischen dem Schwarzwald und dem Schwarzen Meer schon mal die U-Bahn. An etwa 120 Tagen des Jahres versickert sie bei Immendingen (Kreis Tuttlingen) im Erdreich und taucht erst 60 Stunden später wieder auf. In Aach (Kreis Konstanz) findet sie nach etwa zwölf Kilometern zurück ans Licht.
In den Tagen vor Weihnachten versickert auch das öffentliche Leben. Jeden Tag verabschieden sich mehr Kolleginnen und Kollegen in den Weihnachtsurlaub, treffen Mails mit guten Wünschen für die Feiertage ein. Das öffentliche Leben bleibt nicht nur 60 Stunden weg wie der Fluss, sondern drei Wochen. Erst Mitte Januar tritt es wieder vollständig hervor.
Auszeit für das öffentliche Leben
Ich mag diese Tage der Versickerung – vielleicht mehr als die Festtage selbst. Zwar bedeuten sie Stress wegen der Weihnachtseinkäufe und "letzten" Termine, etwa beim Friseur. Aber der Griff des Alltags lässt bereits fühlbar nach. "Das machen wir nach Weihnachten", fällt jetzt am Arbeitsplatz oder zuhause der häufige Satz. Weihnachten markiert wie kein anderes christliches Fest eine Zäsur. Weihnachten ist, wenn sogar der Bundeskanzler mutmaßlich zu Hause bleibt und ein Geschenk bekommt.
Ich freue mich auf Weihnachten wie zu meinen Kindheitstagen. Die Vorfreude auf den Urlaub oder ein Fest gilt mir als Empfindung von eigenem Rang. Die Feiertage mögen schöne oder wenige schöne Begegnungen bringen – die Vorfreude darauf können sie nicht mehr schmälern! Noch fünf Mal schlafen bis Heiligabend – wie schön.