Kirsten Tromnau (Foto: SWR)

Neues Pflegegesetz

Meinung: Pflegedebatte ist ein schlechter Witz

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Kirsten Tromnau
Kirsten Tromnau (Foto: SWR, d:light | Christian Koch )

Noch vor der Sommerpause sollen die Eckpunkte für ein Pflegeentlastungsgesetz auf den Weg gebracht werden. Kirsten Tromnau hält das neue Gesetz für Augenwischerei und die Pflegedebatte in Deutschland für einen Witz.

Zwei Alzheimerpatientinnen treffen sich im Flur ihres Pflegeheims. Es sind Mutter und Tochter. Da sagt die eine zur anderen: „Sind Sie meine neue Pflegerin? …“ So könnten Witze anfangen, wenn es nicht traurige Wahrheit wäre. Meine Mutter (78) und meine Oma (98) waren fünf Jahre lang aufgrund ihrer Alzheimererkrankung zeitgleich Pflegefälle. Als Familie haben wir uns gegen ein Heim entschieden, meine Oma ist mittlerweile gestorben. Mein Vater betreut weiterhin aufopferungsvoll meine Mutter zu Hause.

Dabei steckt er in einer furchtbaren Zwickmühle. Er will meine Mutter nicht in ein Heim geben aus Angst, sie würde dort schlecht versorgt. Eine Sorge, die zuletzt von dem Pfleger Ricardo Lange in der Talkshow Anne Will bestätigt wurde. Der Pfleger schilderte eindrucksvoll die schlimmen Zustände vor allem auf Intensivstationen. Ähnlich sieht es aber leider auch in vielen Pflegeheimen aus. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte den Vorwürfen in der Talkshow nicht viel entgegenzusetzen. Er verwies nur auf ein kommendes Pflegeentlastungsgesetz noch vor der Sommerpause.

Bei der Debatte um die Zustände in den Kliniken und der Altenpflege macht sich so ziemlich jeder Gedanken über sein eigenes Altwerden und das seiner Lieben. Meine Eltern wollten nie als Dauerpflegefälle enden. Sie hatten sich bereits in der Schweiz über aktive Sterbehilfe informiert. Auch ich möchte später selbst die Entscheidung über mein Lebensende treffen können. Legal, auf humanem Weg, wenn es sein muss auch mit fremder Hilfe. Leider scheint dieser Weg bis heute in Deutschland undenkbar zu sein – zumindest für unsere Politiker.

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