Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hat im „Bericht aus Berlin“ gefordert, Ukraine-Geflüchtete – und damit viele Bürgergeld-Empfänger – früher in Arbeit zu bringen. Er verlangt eine großzügigere Anerkennung von Berufsabschlüssen. Es könne nicht sein, dass von den ukrainischen Geflüchteten in Deutschland nur 20 Prozent arbeiteten, in den Niederlanden dagegen 70 Prozent.
Ukrainische Mütter auf sich gestellt
Ich empfehle Friedrich Merz ein Gespräch mit der Ukrainerin Anastasiia Berezhna, die mit ihren vier Kindern in Trier lebt. Sie nennt die wahren Gründe, weshalb sie nach anderthalb Jahren noch nicht arbeiten geht: Sie erzieht ihre Kinder allein so wie die meisten Frauen aus der Ukraine. Sie hat keine Aussicht auf einen Deutschkurs. Der schlechte öffentliche Nahverkehr macht es unmöglich, an einen fernen Arbeitsplatz zu kommen.
Nicht genug Sprachkurse
In den Städten – so meine Erfahrung als ehrenamtlicher Helfer – ist die Situation nicht viel besser. Zwar funktioniert dort der Nahverkehr, doch Sprachkurse sind noch rarer. Auch in einer Stadt gilt, dass Geflüchtete ihre Kinder nicht mal eben zu den Großeltern bringen können. Die Betreuung leisten sie die meiste Zeit des Tages selbst.
Ich frage mich, weshalb Friedrich Merz die Anerkennung von Berufsabschlüssen zum Problem macht. Nach meiner Erfahrung entscheiden Jobcenter hier pragmatisch. Friedrich Merz, glaube ich, weiß nicht, von was er spricht.