13,8 Millionen Menschen in Deutschland sind nach Angaben des Paritätischen Gesamtverbandes von Armut betroffen. So viele wie nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik. Fast jedes fünfte Kind wächst demnach in Armut auf. Besonders stark zugenommen hat die Armut unter Erwerbstätigen. Das ist eine Folge der Corona-Krise, die viele Selbstständige um ihre Existenz gebracht hat, und noch mehr Beschäftigte in Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit stürzte. Es liegt aber auch am enorm großen Niedriglohnsektor in Deutschland, in dem selbst eine Vollzeitstelle nicht vor Armut schützt.
Gleichzeitig ist Deutschland ein Land des fast schon exzessiven Reichtums. Laut einer Studie aus dem Juni leben hierzulande über 1,6 Millionen Dollarmillionäre – auch das ein Rekordwert. Weltweit ist ihre Zahl nur in den USA und in Japan höher. Ihrem Vermögen konnte die Corona-Krise nichts anhaben. Im Gegenteil, es ist im Krisenjahr 2021 auf sage und schreibe 6,3 Billionen Dollar gestiegen. Das ist ein Vielfaches dessen, was alle anderen Bürger des Landes zusammen besitzen.
Nicht nur das Vermögen ist in Deutschland krass ungleich verteilt. Auch beim Einkommen geht die soziale Schere so weit auf, wie in kaum einem anderen europäischen Land. Dass sich daran so bald was grundlegend ändern wird, ist leider nicht zu erwarten. Schließlich sitzen mit der SPD und den Grünen zwei Parteien in der Bundesregierung, die mit ihrer früheren „Agenda 2010“-Politik dazu beigetragen haben, den Niedriglohnsektor so stark anwachsen zu lassen. Und dass die FDP – als dritte Partnerin im Ampelbündnis – plötzlich ihr soziales Gewissen entdeckt, darf man wohl getrost ausschließen.