Baden-Württemberg will das erste Bundesland sein, das Klimaschutzziele gesetzlich verankert. Bis zum Jahr 2040 soll eine Netto-Treibhausgasneutralität erreicht werden. Das ist eine besondere Herausforderung: Seit dem Ukraine-Krieg und der Abkehr von russischem Gas organisiert die Bundesregierung Ersatz vor allem mit fossilen Energieträgern.
Auch die beiden baden-württembergischen Staatsunternehmen, der Energieversorger EnBW und die Landesbank LBBW, investieren in fossile Brennstoffe, beispielsweise in amerikanisches Fracking-Gas. Die Verträge der EnBW mit dem amerikanischen Gaskonzern Venture Global LNG (LNG steht für liquefied natural gas) starten aber erst 2026, zu einem Zeitpunkt, wenn der Bedarf hier womöglich schon nicht mehr gegeben ist.
Brücke zur grünen Energieversorgung
Die EnBW gab im Juni 2022 ihre Zusammenarbeit mit Venture Global bekannt. Dabei sagte Georg Stamatelopoulos, EnBW-Vorstand für Nachhaltige Erzeugungs-Infrastruktur, dass sich alle sehr über eine langfristige Flüssiggas-Partnerschaft mit Venture Global freuen würden. Bei der EnBW seien in den letzten Jahren die LNG-Aktivitäten Stück für Stück ausgebaut worden. Flüssiggas spiele bei der Diversifizierung unserer Brennstoffe für die Strom- und Wärmeerzeugung eine zentrale Rolle, so Stamatelopoulos. Er betonte, dass Flüssiggas die Möglichkeit neuer Bezugsquellen eröffne, um die deutsche Gasversorgung in der Übergangszeit der Energiewende zu sichern und die Brücke zur grünen Energieversorgung schlage.
Fast täglich Störfälle in Louisiana
In Louisiana beobachten Umweltschützer, dass auf einer Anlage von Venture Global LNG an 84 von 90 Tagen Gas abgefackelt und nutzlos verbrannt wird. John Allaire wohnt genau gegenüber der Fracking-Anlage und dokumentiert fast täglich Störfälle.
Immer mehr Stürme an der Küste
Am Golf von Mexiko plant das Unternehmen neue LNG-Anlagen und Terminals. Das mache aber dort vor Ort den Bewohnern Angst. Denn schon die bestehenden Terminals greifen brutal in die Küstenlandschaft ein, meint Anne Rolfes. Sie ist Umweltaktivisten bei der Louisiana Bucket Brigade.
Zuverlässiges Unternehmen aus den USA
Zu den Vorwürfen der Umweltschützer erklärte das Energieunternehmen EnBW: "Unter der Dringlichkeit, auch eine langfristige Unabhängigkeit von russischen Importen zu sichern, haben wir uns für ein zuverlässiges Unternehmen aus den USA entschieden." Die Landesbank Baden-Württemberg teilte dem SWR mit:
Versorgungssicherheit hat höchste Priorität
Die Landesregierung Baden-Württemberg schrieb auf Anfrage, die akute Versorgungssicherheit habe größte Priorität. Langfristig, sagen Kritiker, zerstöre das Vorgehen aber das Klima.