Kaum hat in Rheinland-Pfalz die Schule wieder begonnen – Baden-Württemberg ist nächste Woche dran - warnen Gewerkschaften und Lehrerverbände vor einem schlimmen Personalmangel. Auch seien viele Lehrerinnen und Lehrer ausgebrannt und überfordert, heißt es weiter. Mein erster Gedanke war, geht das übliche Lehrer-Gejammer wieder los. Denn bei so langen Ferien muss es einem einfach gut gehen.
Doch dann erinnerte ich mich an einen guten Freund, den ich vergangene Woche traf. Er ist jetzt seit acht Jahren im Schuldienst – als Spätberufener. Er kam aus der freien Wirtschaft und schulte mit 50 Jahren noch um auf Lehramt. In den ersten Jahren seines neuen Berufs sagte er immer, ach das bisschen Schule geht doch von allein und dann sind schon wieder Ferien. Mal ein Lehrer, der nicht jammerte, dachte ich.
Die nächsten drei Jahre redete er nicht mehr davon, er schwieg. Und jetzt schleift er sich täglich irgendwie zur Schule und ist völlig fertig, wenn er nach Hause kommt, erzählt mir seine Frau. Die Klassen werden immer größer, der Kreis der Kollegen immer kleiner. Förderunterricht für Kinder mit Lernschwächen oder mit Migrationshintergrund ist eine Seltenheit.
Es sind alles keine neuen Probleme. Erschreckend finde ich, dass wenig Aussicht auf Besserung besteht. Die gegensteuernden Mittel der Politik – wie eine Lehrerausbildung für Seiteneinsteiger oder ein duales Lehramtsstudium ab 2024 – wirken wie Tröpfchen auf den heißen Stein. Leider hilft eine Tröpfchenpolitik keinem Kind und lässt die Lehrer weiter jammern – mit Recht, wie ich lernen musste.