Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) findet, dass die Menschen in Deutschland länger arbeiten sollen. Als 74-Jähriger geht er mit gutem Beispiel voran. Schon Helmut Schmidt war für eine Verschiebung des Renteneintritts. Mit seinen damals 95 Jahren lebte er beispielhaft vor, was biologisch möglich ist.
Das Renteneintrittsalter immer weiter anzuheben, um das System zu retten, ist die einfachste aller Methoden. Und zunächst schmerzärmer als höhere Beiträge. Ich finde den Vorschlag einfallslos. Technokratisch. Nicht zufällig kommt er von Leuten, die auf ein privilegiertes Berufsleben zurückblicken können. Sie übersehen, dass die Knie eines Fliesenlegers mit 55 kaputt sind. Oder viele Lehrende – Winfried Kretschmann war selbst Lehrer – als psychische Wracks ausscheiden. Kein späterer, sondern ein früherer Renteneintritt – wenn gewollt - muss das Ziel einer Bundesregierung sein!
Diskussion um Rente BW-Ministerpräsident Kretschmann: Beschäftigte sollen länger arbeiten
Ministerpräsident Kretschmann ist für ein flexibles Rentenalter und dafür, dass Menschen länger arbeiten. Bundeskanzler Scholz hatte die Debatte um die Rente angestoßen.
Eine Jahrhundertaufgabe
Eine Jahrhundertaufgabe, zweifellos. Dafür gibt es sogenannte Experten. Ich kann und will nicht glauben, dass der versammelte Sachverstand nur zur kurzfristigen Reparatur eines maroden Systems reicht. Politisches Handeln ist nicht nur Verwalten, sondern auch Gestalten. Die Vision kann lauten: eine auskömmliche Rente für Frauen und Männer ab 63.
Wir sollen nach dem Willen von Kretschmann und Co. die Wahl bekommen zwischen einem Berufsleben bis 70 und einer – gemessen am eingezahlten Geld – mickrigen Rente. Es wäre ein Ausdruck davon, wie schlecht wir in diesem Land ein Arbeitsleben lang regiert werden.