Im Krankenhaus zu arbeiten,war schon lange Natalie Müllers* Traum. Seit sie mit etwa zehn Jahren selbst im Krankenhaus lag und die Krankenschwestern damals immer so nett waren, stand ihr Berufswunsch fest: Ärztin oder Krankenpflegerin.
Ihr Examen als Krankenpflegerin machte sie 2015, aktuell arbeitet die Baden-Württembergerin in einer Einrichtung in Hessen - noch. Denn Natalie Müller ist nicht gegen das Coronavirus geimpft und kann deshalb ab Mitte März voraussichtlich nicht mehr im Krankenhaus arbeiten. So sieht es das Gesetz vor. Denn bis zum 15. März müssen alle, die in Pflegeeinrichtungen, in Altenheimen oder Krankenhäusern arbeiten, gegen Corona geimpft sein. Natalie lässt sich trotzdem nicht impfen. Ihre Zukunft und ihr Einkommen sind ungewiss. Sie ist besorgt und wütend.
Gesundheitsämter in der Pflicht Wie soll die Corona-Impfpflicht für Pflegekräfte umgesetzt werden?
Mitte März kommt die Corona-Impfpflicht im medizinischen Bereich. Aber wie soll das kontrolliert werden? Kritiker vermissen das Personal für die Umsetzung und einen genauen Plan.
Angst vor Folgen der Impfung
Natalie Müller betont: Sie sei keine Coronaleugnerin und auch keine grundsätzliche Impfgegnerin. Das ist ihr wichtig. Sie kennt Leute, die sich impfen ließen und sie kennt Menschen, die schwer an Corona erkrankten. Aber sie sagt, sie selbst habe einfach zu viel Angst vor der Impfung und vor möglichen Folgen.
"Ich finde, es muss eine individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung geben. Ich bin für eine freie Impf-Entscheidung."
Nach einer Auswertung des SWR sind in Baden-Württemberg rund 15 Prozent der Beschäftigten in der Pflege nicht geimpft. Schon jetzt ist die Personalsituation angespannt - bundesweit. In Bayern hat Ministerpräsident Söder auch deswegen angekündigt, die Impfpflicht in bayerischen Einrichtungen vorerst auszusetzen.

Auch Natalie Müller hofft deshalb, dass die Impfpflicht für Pflegekräfte vielleicht doch nicht umgesetzt wird.
"Wir sind seit Jahren am Limit. Wenn da mehrere Pflegekräfte ausfallen, würde das verheerende Folgen haben."
Doch bislang wollen die anderen Bundesländer außer Bayern an der Impfpflicht für das Gesundheitswesen festhalten. Trotzdem will sich Natalie Müller auf keinen Fall gegen Corona impfen lassen - auch nicht, wenn diese Entscheidung das Aus für ihren Traumberuf bedeutet.
"Ich werde meine Meinung dazu nicht ändern. Leider."
Direkte Entlassung von Ungeimpften eher unwahrscheinlich
Dass ungeimpfte Pflegekräfte mit Inkrafttreten der Impfpflicht direkt fristlos entlassen werden, gilt als unwahrscheinlich. Zuerst müssen ungeimpfte Mitarbeitende von den Kliniken an das zuständige Gesundheitsamt gemeldet werden. Das Gesundheitsamt muss die gemeldeten Fälle dann jeweils nachprüfen und mögliche (zum Beispiel medizinische) Gründe für die nicht erfolgte Impfung kontrollieren. Wenn kein anerkannter Grund vorliegt, kann das Amt ein Betretungsverbot erteilen - die betroffene Person darf in diesem Fall nicht mehr zur Arbeit kommen und wird unbezahlt freigestellt.
Die Gesundheitsämter sollen dabei laut Gesundheitsministerium von Baden-Württemberg aber mit Augenmaß vorgehen und zum Beispiel berücksichtigen, ob die Einrichtungen den Betrieb dann noch aufrechterhalten können. Das gilt aber nur für eine Übergangszeit. Grundsätzlich rechnet der Amtschef des Ministeriums, Uwe Lahl, damit, dass die Prüfung durch die Gesundheitsämter mehrere Wochen oder sogar Monate dauern wird.
*der Name wurde von der Redaktion geändert