"2022 wird ein hartes Jahr für Kassen und Mitglieder. Ohne Gegensteuern durch den Staat droht eine Verdoppelung des Zusatzbeitrags", sagte TK-Chef Jens Baas der "Rheinischen Post". Dann fehlten voraussichtlich mehr als 16 Milliarden Euro und alle Reserven seien aufgebraucht.
Denn der Gesundheitsfonds, aus dem die Kassen ihr Geld bekommen, läuft leer. Aus diesem Fonds werden nicht nur die Behandlungskosten finanziert, sondern zum Beispiel auch Ausgleichszahlungen an Krankenhäuser, die Betten für Corona-Patienten freihalten und deshalb andere Behandlungen absagen mussten.
Mehr Kosten, weniger Einnahmen
Die Kassen wurden schon vor längerem dazu verpflichtet, ihre relativ hohen Rücklagen abzubauen. Die eigentlichen Behandlungskosten von Covid-19-Patienten seien für die Kassen finanzierbar, sagte Baas. Anders sehe es mit Kosten aus, die etwa durch Rettungsschirme entstehen.
"Breit angelegte Corona-Tests, der Aufbau von Intensivbetten und der Kauf von Schutzausrüstung - das darf nicht einseitig bei den Beitragszahlern der gesetzlichen Krankenkassen hängen bleiben", so Baas. Zudem schwäche die Pandemie die Konjunktur und damit die Beitragseinnahmen.
Spahn: Exponentielles Wachstum gebrochen
Und die Konjunktur wird weiter schwächeln, denn Lockerungen der Corona-Beschränkungen dürfte es in den nächsten Wochen nicht geben. Auch wenn sich Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in der "Welt" verhalten optimistisch zeigte. Das exponentielle Wachstum der Infektionszahlen sei gebrochen, das reiche aber noch nicht.
Länder fordern elf Milliarden Euro Zuschuss
Vom Bund erhalten die Krankenkassen derzeit einen Zuschuss von fünf Milliarden Euro. Ob das aber reicht, ist unklar. Die Kassen müssten die Lücke schließen. Die Länder haben in der letzten Bundesratssitzung elf Milliarden mehr gefordert. Die gesetzlichen Krankenkassen melden schon jetzt für dieses Jahr Fehlbeträge im Milliardenbereich.
Für Baas steht fest, dass ohne zusätzlichen Hilfen die Zusatzbeiträge bei allen gesetzlichen Krankenkassen steigen werden. Die Frage sei nur wann und wie stark.
Auch die Privaten werden teurer
Ähnlich hatte sich vor wenigen Tagen der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Martin Litsch, geäußert. "Ohne Gegensteuern droht dann ein Anstieg des durchschnittlichen Zusatzbeitrags von 1,3 Prozent auf 2,5 Prozent", sagte Litsch der "Augsburger Allgemeinen".
Auch bei den privaten Krankenkassen steigen die Prämien im kommenden Jahr deutlich. Wie das "Handelsblatt" berichtet, erwartet der Verband der privaten Krankenversicherung (PKV) im Schnitt einen Anstieg bei den Tarifen von 8,1 Prozent. Einer der größten Anbieter, die Debeka, peilt ab Januar sogar eine Erhöhung von 17,6 Prozent an.
Die gesetzlichen Krankenkassen hat die Stiftung Warentest unter die Lupe genommen. Das ARD-Buffet berichtet: