Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) warnt davor, dass etliche Kliniken ohne zusätzliche Bundeshilfen bereits im ersten Quartal die Gehälter ihrer Mitarbeiter nicht mehr bezahlen können. Dafür gibt es einige Gründe in der Corona-Pandemie.
Einnahmen aus der Regelversorgung fehlen
Zum einen wurden reguläre Operationen und die routinemäßige Patientenversorgung eingeschränkt. Seit Oktober habe die Regelversorgung in den Krankenhäusern deutlich nach unten gefahren werden müssen, erläuterte Gerald Gaß, Präsident der Krankenhausgesellschaft, dem ARD Hauptstadtstudio: "Das liegt zum einen daran, dass tatsächlich Covid-Patienten zu behandeln waren und deshalb Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammengezogen wurden: das Personal konzentriert wurde für diese Patientinnen und Patienten. Das liegt aber auch daran, dass zum Teil Mitarbeiter in Quarantäne sind, dass sie selbst erkrankt sind, dass uns das Personal nicht in vollem Umfang zur Verfügung steht."
Planbare Operationen: Patienten haben Angst, ins Krankenhaus zu gehen
Zudem trauten sich viele Patienten derzeit nicht, zu planbaren Eingriffen ins Krankenhaus zu gehen. Fehlende Patientenbehandlungen führten dann zu niedrigeren Erlösen in den Krankenhäusern, so Gass. Das könnte sich auch auf die Gehaltszahlungen auswirken:
"Wir gehen davon aus, dass wir in den Monaten Januar, Februar, März zunehmend Kliniken erleben werden, die aufgrund fehlenden Geldes in ihren Kassen nicht mehr in der Lage sein werden, Löhne und Gehälter rechtzeitig zu zahlen oder überhaupt zu zahlen - die zum Teil auch ihre Rechnungen nicht mehr begleichen können."
Erster Rettungsschirm für Kliniken endete im September
Im Frühjahr hatte die Bundesregierung einen Rettungsschirm für alle Krankenhäuser gespannt. Unter anderem erhielten die Kliniken einen finanziellen Ausgleich und zwar dafür, dass planbare Operationen und Behandlungen verschoben wurden, um Kapazitäten für die Behandlung von Corona-Patienten freizuhalten. Diese Finanzhilfen liefen Ende September aus.
Ein kritischer Bericht zum ersten Rettungsschirm für Krankenhäuser in "Plusminus" (2. Dezember 2020):
Neuer Rettungsschirm orientiert sich an Inzidenz-Werten
Die Bundesregierung hatte Mitte Dezember einen neuen Rettungsschirm aufgespannt. Grundlage dafür sind die sogenannten Inzidenz-Werte. Demnach erhalten Krankenhäuser Ausgleichszahlungen für die Verschiebung von Regel-Eingriffe, wenn sie in Landkreisen und Kommunen sind, in denen die Corona-Infektionszahlen besonders hoch sind.
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft kritisiert, die neuen Finanzierungsregeln für mehr als drei Viertel der Häuser seien sie keine Entlastung in der aktuellen Krise. Gast schlägt deswegen vor, den Krankenhäusern künftig das Budget zur Verfügung zu stellen, das sie vor der Pandemie im Jahr 2019 hatten.
Angespannte Lage auf Intensivstationen
Derweil bleibt die Auslastung der Krankenhäuser hoch. Der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung, der Intensivmediziner, Uwe Janssens, sprach im Morgenmagazin von ARD und ZDF von einer angespannten Lage auf den Intensivstationen. So gebe es etwa im Raum Aachen oder auch in Köln unter zehn Prozent freie Intensivbetten: "Insgesamt kämpfen wir natürlich noch mit der Last der hohen Infektionszahlen der letzten Wochen. Und die haben ja zu den bekannterweise sehr hohen Zahlen von Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen deutschlandweit geführt."
Jansens befürchtet auch, dass sich der Mangel an Pflegekräften in Krankenhäusern wegen der hohen Belastung in der Corona-Pandemie noch verstärken könnte. Er sieht die Gefahr, dass Pflegekräfte auf den Intensivstationen unter den monatelangen Belastungen zusammenbrechen und aussteigen.
Spahn sagt ausreichende Finanzierung der Gehälter zu
Unterdessen hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Dienstag den Kliniken genug Geld zugesichert, um weiter Gehälter zu zahlen. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte er, darauf könnten sich die Beschäftigten verlassen.