Britta Pecho ist zu Fuß auf der Montabaurer Höhe unterwegs, in einem Naturwaldreservat im Westerwald. Die Folgen des Klimawandels sind hier gut sichtbar: Hitze, Dürre, Borkenkäfer - und das schon seit 2018. Hier gibt es nur noch Baumstümpfe und etwas Gestrüpp. Britta Pecho arbeitet für die rheinland-pfälzische Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft - und versucht, mit ihren Kolleginnen und Kollegen den Wald zu retten.
Kann der Wald sich selbst heilen?
Könnte sich an so einer Stelle ein neuer Wald entwickeln, wenn man ihn einfach in Ruhe lässt? Das ist die Idee bei einem Naturwaldreservat: der Mensch greift nicht ein. Ob das funktioniert, wird im Rahmen des Projekts „Klimawald 2100“ an dieser Stelle im Westerwald untersucht.
Das Projekt wurde 2022 vom Land Rheinland-Pfalz gestartet, seither untersuchen Forschende die Flächen. Das funktioniert mithilfe von Drohnen, Luftbildern, Wildtierkameras und mit kleinen Soundboxen, wie Alexander Wagner von der Waldforschungsanstalt Rheinland-Pfalz erklärt.
„Die Soundboxen springen alle fünf Minuten an und nehmen dann eine Minute Ton auf – 24 Stunden, jeden Tag. So viele tausend Stunden Audioaufnahmen kann ein Mensch gar nicht durchschauen. Dafür haben wir eine KI im Einsatz.“
Umwelt Den Wald klimaresistent machen – Was Forscher und Förster tun
Der Klimawandel setzt den Wäldern zu: Nur noch jeder fünfte Baum ist gesund. Regenwurmreiche Böden und Mischwälder sollen helfen. Noch ist unklar, welche Bäume zukunftsfähig sind.
Daten zu Arten im Wald mit Künstlicher Intelligenz
Mit künstlicher Intelligenz auf der Suche nach Artenvielfalt – das ist der Sinn der Soundboxen im Naturwaldreservat. Zum Beispiel sind Goldhähnchen typische Vögel im Fichtenwald.
Aber ist das Goldhähnchen immer noch da, wenn der ehemalige Fichtenwald – wie hier im Reservat – nur noch eine Schadfläche ohne Bäume ist? Oder siedeln sich dann neue Vögel an? Diese Fragen können die Forschenden erst beantworten, wenn das Projekt zu Ende ist und alle Daten ausgewertet sind.
Biodiversität Wie kann KI beim Artenschutz helfen?
Im Artenschutz gewinnt KI immer mehr an Bedeutung, unsere Tier- und Pflanzenarten zu schützen. In der Rolle eines Beobachters hilft uns KI dabei die Natur besser zu verstehen.
KI kann Vogel- und Tierstimmen erkennen - und sich täuschen
Aber die KI ist nicht immer eine Hilfe. Grundsätzlich kann sie aus dem Audiomaterial der Soundboxen viel raushören und viele Vogel- und Tierstimmen sortieren. Aber sie kann sich auch mal irren, erzählt Alexander Wagner.
„Es gibt Umweltgeräusche, die wie ein Vogel klingen, aber keiner sind. Die KI hat zum Beispiel mal einen Storch angezeigt. Das ist hier aber sehr unwahrscheinlich. Das Klappern des Storches waren am Ende Regentropfen auf einem Plastikgehäuse.“
KI kann den Menschen nicht ersetzen
Für das Projekt „Klimawald 2100“ ist die Künstliche Intelligenz unersetzlich. Sie macht vieles schneller, ist effizienter, spart Zeit. Aber die Forschenden ersetzen kann sie nicht. Das Beispiel mit den Soundboxen zeigt: am Ende muss der Mensch immer nochmal nachhören und nacharbeiten.