Die Osteransprache des Papstes habe ich diesmal als schmerzlich empfunden. Traditionell erwähnte Papst Franziskus viele Kriegsschauplätze der Welt – außer der Ukraine Myanmar, Lateinamerika und Afrika. Beim Zuhören wurde mir bewusst, dass ich mich nur für den Ukraine-Konflikt interessiere. Ich bringe Sachspenden zu Ukraine-Geflüchteten, aber nicht zu ihren Zimmernachbarn aus Syrien oder Somalia. Ich habe auch "keinen Kopf" für die Menschen im Ahrtal, die mit der Hochwasserkatastrophe alles verloren haben. Ihr Schicksal war mir nahe gegangen, bevor Russland die Ukraine überfiel.
Kulturelle Gemeinsamkeiten mit Ukrainern
Gibt es, frage ich mich seit der Papst-Rede am Sonntag, eine Hilfsbereitschaft "mit Schlagseite"? Eine gerechte bzw. eine ungerechte? Ja, lautet meine vorläufige Antwort. Weil ich ein Mensch mit Gefühlen und keine Maschine bin. Das Schicksal der Ukrainerinnen und Ukrainer geht mir ans Herz. Sie kommen aus einem nahen Land mit vielen kulturellen Gemeinsamkeiten. So zu fühlen ist unfair und einseitig, aber menschlich.
Der Tunnelblick auf den Ukraine-Konflikt hat auch mit der Endlichkeit meiner Kräfte zu tun. Die Kraft zur Einfühlung ist endlich. Ich würde wirklich gern etwas für Syrer und Somalier tun, doch die Seele macht "dicht", bevor sie vom Mitfühlen überwältigt wird. Ich kann nicht die Welt retten.
Für mein Engagement werde ich viel gelobt und viel belächelt. Wirklich mitreden kann nur, wer selbst Geflüchteten hilft im Bewusstsein der eigenen Möglichkeiten und Grenzen.