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"Zwei Minuten": Die Kolumne zum Wochenende

Meinung: Habeck irrt, Europa auch

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Pascal Fournier

Aus falschen Beweggründen das Richtige tun – ein schwieriges ethisches Problem. Noch komplizierter wird es, wenn man aus falschen Beweggründen das Richtige falsch macht– meint Pascal Fournier.

Ein „entschlossenes Signal, das auch in Moskau gehört wird.“ So nannte Energieminister Robert Habeck (Grüne) am Dienstag den eben beschlossenen europäischen Gas-Notfallplan. ZITAT: „Europa lässt sich nicht spalten.“ Ähm, Einspruch, Euer Ehren. Ja, der Vizekanzler ist einer von den Schlaueren, zudem ein begnadeter Krisenerklärer und derzeit der Hiobsbotschaften-Überbringer der Herzen – aber mit Verlaub: hier irrt er sich.

Die Kolumne von Pascal Fournier können Sie hier auch als Audio hören:

Das angeblich „starke Zeichen“ aus Brüssel lautet nämlich: Europa wird auf freiwilliger Basis, wenn wirklich gar nichts dagegen spricht und alle einverstanden sind, wenn Weihnachten auf einen Mittwoch fällt und wenn der Mond im zweiten Haus steht, vielleicht darüber nachdenken, wie man ein bisschen Energie, vornehmlich Gas, einsparen könnte. Eventuell. Und ohne irgendwelche Versprechungen, natürlich! Schaumermal. Und Ungarn war selbst das noch zu radikal. Merke: Europa lässt sich nicht spalten, das macht es lieber selbst!

Brüsseler Wattebäuschchen

Ein Signal, das in Moskau gehört wird? Naja, also…, wenn dort etwas zu hören war, dann war es wahrscheinlich das schallende Gelächter im Kreml über dieses Brüsseler Wattebäuschchen!

Kürzer duschen

Wobei die Grundidee des Notfallplans eigentlich gut ist! Nichts, rein gar nichts spricht dagegen, Gas einzusparen, sagen wir: zehn, 15 Prozent? Unnötige Lichter ausschalten, Klimaanlage und Heizung etwas zurückfahren, weniger Auto fahren, weniger fliegen, meinetwegen auch kürzer duschen, weniger Fleisch essen… Nur zu! Es gibt viele gute Ansätze. Allerdings: je länger diese Liste wird, desto weiter entfernt man sich vom Gas und vom Notfallplan. Und vom Kreml. Vielleicht auch gut so…

Am Donnerstag dieser Woche war Erdüberlastungstag, der earth overshoot day. Da hatten wir alle Ressourcen aufgebraucht, die Mutter Natur uns für 2022 eigentlich zugestanden hat. Anders gesagt: Seit Donnerstag leben und wirtschaften wir auf Kosten unserer Kinder und Enkel. Und die werden sich später an den zynischen und skrupellosen Mann im Kreml kaum erinnern. Auch nicht an den Gas-Notfallplan. Möglicherweise nicht mal an Robert Habeck. Aber daran, ob wir rechtzeitig angefangen haben, auch an sie zu denken, ob wir ihnen vom Kuchen etwas übriggelassen haben: daran werden sie sich schon erinnern…

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