Unter den „guten Vorsätzen“ gibt es gewisse Klassiker. Weniger Alkohol, mehr Sport, weniger Fleisch, mehr Zeit für die Familie, weniger Stress, mehr Schlaf – alles richtig, alles gut. Hat aber rein gar nichts damit zu tun, dass sich eine Jahreszahl ändert.
Der wundersame Kreislauf des Lebens
Kein Wunder, dass diese Vorsätze in aller Regel scheitern, oft bereits in den ersten Wochen des neuen Jahres. Immerhin: Vorsätze eignen sich bestens dazu, recycelt zu werden. Neues Silvester, alte Vorsätze, erneutes Scheitern. Der wundersame Kreislauf des Lebens.
In „66 Tagen“ werden alte Gewohnheiten abgelegt – nicht nur am Jahresanfang
Und Jahresvorschauen? Sie sind im Grunde eine gehobene Form der Kaffeesatzleserei, ein halbblindes Stochern im Nebel, gezwungenermaßen voller Leerstellen. In den ungemein geist- und wortreichen Vorschauen auf das zurückliegende Jahr 2020 werden Sie etwa das Wörtchen „Corona“ nicht finden können.

Schlimmer ist, dass uns Jahresvorschauen in der angeblich besinnlichsten Zeit des Jahres mit vollkommen unbesinnlichen Fragen konfrontieren.
Kanzler-Frage: das Ende der Besinnlichkeit
Diesmal etwa: Ist der sauertöpfische Friedrich Merz (CDU) oder gar der Süßholz raspelnde Markus Söder (CSU) kanzlertauglich? Würde sich eher Robert Habeck mit seiner Ausstrahlung eines zweitklassigen Motivationstrainers oder die dampfplaudernde Annalena Baerbock als grüne Kanzler-Vize anbieten? Wer versperrt diesmal Christian Lindner und seiner FDP den Regierungseintritt? Warum sollte ausgerechnet Olaf Scholz die SPD zum Sieg führen, obwohl er kein bisschen besser oder schlechter ist als seine gescheiterten Vorgänger, nur langweiliger? Was wird aus den Dinos der Linken und den Desperados der AfD?
So, jetzt ist mir überhaupt nicht mehr besinnlich zumute. Es wird Zeit für etwas Unvorhergesehenes, das die geist- und wortreichen Vorschauen auf das begonnene Jahr 2021 endgültig überflüssig macht. Muss ja nicht gleich ein Virus sein.