Biologen sind ein wenig beunruhigt. Und ich bin es mittlerweile auch. Anfang dieser Woche haben sich Forscher aus Sizilien gemeldet: Sie haben Exemplare der Roten Feuerameise auf der Insel gefunden. Die Tiere kommen eigentlich aus Asien, sind eine invasive Art und ziemlich aggressiv. Die Forscher haben insgesamt 88 Nester entdeckt, und ich hoffe sehr, dass diese Zahl keine politische Botschaft der Ameisen darstellt.
Die Kolumne von Jan Seidel können Sie hier auch als Audio hören:
Schon mal Essensreste in Sicherheit bringen
Meine andere Hoffnung habe ich eigentlich schon aufgegeben: Natürlich werden sich die roten Feuerameisen weiter bei uns ausbreiten. Demnächst auch auf dem italienischen Festland auftauchen, und dann im Rest Europas. Ameisen tauchen nach meiner Erfahrung an den skurrilsten Orten auf - und man kann sich nur selten erklären, wie sie da hingekommen sind. Wer einmal Ameisen im Haus hatte, der bringt jetzt schon mal alle Essensreste in Sicherheit.
Typisch Berliner Missgeschick
Der zweite Fund - Mitte dieser Woche - ist der Plattnasen-Holzrüssler. Ein Käfer, entdeckt kurz hinter dem Berliner Stadtteil Spandau, in der Döberitzer Heide. Das Tier sieht tatsächlich so amüsant aus, wie es heißt – aber es gehört eigentlich auch deutlich weiter in den Süden. Hier bin ich etwas entspannter, denn: Vielleicht ist das gar keine invasive Art, vielleicht handelt es sich hier einfach nur um ein Missgeschick.
Gekommen um zu bleiben
Wer hätte das nicht schon mal erlebt? Auf großer Fahrt in Berlin, ein, zwei Getränke zu viel, ein, zwei Parties zu wild - und plötzlich wacht man irgendwo hinter Spandau wieder auf und hat keine Ahnung mehr, wie man da hingekommen ist. Glücklich, wer da nicht noch eine neue Tätowierung irgendwo an sich entdeckt.
Dann kann aber auch was weg!
Am Ende fürchte ich aber: Es bringt wenig, sich der Evolution in den Weg zu stellen. Wenn diese fremden Arten hier wohnen wollen, müssen wir uns wohl dran gewöhnen. Ich finde allerdings: Dann könnten auch ein paar heimische Arten klimabedingt weiterziehen und uns in Zukunft in Ruhe lassen. Ich denke da zum Beispiel an Mücken. Oder an Fliegen. Oder auch an diese Tauben, die jedes Frühjahr aufs Neue versuchen, meinen Balkon unter ihre Kontrolle zu bringen. Für die könnte es doch weiter nördlich auch ganz schön sein.