Gastronomen kritisieren, dass die Mehrwertsteuer auf Speisen zum Jahreswechsel wieder von sieben auf 19 Prozent steigt. Die damalige Bundesregierung hatte 2020 den Regelsatz in der Pandemie gesenkt. Diese Maßnahme soll zum 31. Dezember 2023 auslaufen. Die Gastronomen argumentieren, sie kämen dann um weitere Preiserhöhungen mit der Folge, Kunden zu verlieren, nicht herum.
In der Redaktionskonferenz am Donnerstag haben wir das Thema kontrovers diskutiert. Meine Kolleginnen halten die Forderung der Gastronomen für berechtigt. Verdienstausfälle in der Pandemie und höhere Energie- und Lebensmittelpreise seit dem Ukraine-Krieg machen der Branche zu schaffen. Die Betreiberin einer Weinstube in Ilbesheim (Kreis Südliche Weinstraße) zum Beispiel räumt ein, weniger Kunden als früher zu haben – und vielleicht noch weniger, wenn die höhere Mehrwertsteuer kommt.
Höhere Kosten, höhere Preise
Ich bin anderer Meinung. Auch wenn zwölf Prozent auf den ersten Blick viel klingt, macht es nach meinem Eindruck den Kohl nicht fett. Wer die merklich gestiegenen Preise für Speisen und Getränke nicht bezahlen kann oder will, bleibt heute schon weg. Die Gäste, die weiterhin kommen, zahlen auch ein oder zwei Euro mehr.
Auch in meiner Wahl-Heimat Mainz sorgte die Pandemie für viele Geschäftsschließungen. Ich kenne dagegen keine Kneipe und kein Restaurant, die bzw. das dichtgemacht hat. Gastronomen zählen für mich zu den Weltmeistern im Wehklagen: Schuld ist immer die Politik.