Morgen ist Fronleichnam, einer dieser schrägen Feiertage. Schräg, weil er nur für sechs Bundesländer gilt, also Bürgerinnen und Bürger benachteiligt, und weil die meisten Deutschen – auch ich – seine Bedeutung nicht kennen. Ich freue mich auf einen geschenkten Tag. Blöd nur, dass auch in Hessen Feiertag ist. Gern wäre ich an Fronleichnam mit dem Auto von Mainz nach Wiesbaden und durch eine Waschanlage gefahren.
Fronleichnam gesetzlicher Feiertag im Südwesten Hauptsache frei - sind religiöse Feiertage noch zeitgemäß?
Obwohl nur noch wenige Menschen wissen, was an Fronleichnam eigentlich gefeiert wird, ist der Tag mancherorts gesetzlicher Feiertag. Braucht unser Feiertags-Kalender ein Update?
Ein SWR-Beitrag wirft die – wie ich finde – berechtigte Frage auf, weshalb eine mehrheitlich nicht-christliche Gesellschaft einem christlichen Kanon folgt. Ich bin wie viele aus der Kirche ausgetreten und empört über die Leisetreterei der deutschen Bischöfe im Missbrauchsskandal. Wäre es angesichts meiner Abwendung nicht konsequent, den kirchlichen Feiertag zu streichen wie in Schleswig-Holstein oder Thüringen?
Bedeutung des Festes unbekannt
Nein, ich habe kein schlechtes Gewissen, solange katholische Bischöfe kein schlechtes Gewissen empfinden bei ihrer Amtsführung. Hätten sie es, würden ein paar der Herren – auch im Südwesten – zurücktreten. Das Verhältnis der katholischen Kirche zu den Menschen ist zerrüttet, ihr Anspruch, Volkskirche zu sein, verwirkt. Die Politik sollte die Kirchen politisch entmachten, aber das traut sie sich nicht. Ich denke an weniger oder gar keine Kirchensteuern und profane statt kirchliche Feiertage.
Nein, ich nehme mir morgen den freien Tag. Gott möge es mir nachsehen – falls es ihn gibt.