Januar nervt. Schon immer. Die Feste sind gefeiert und die Frühlingsknospen noch fern. Dafür hartnäckiges Dauerdunkel, garniert mit Sprühregen aus dauergrauen Wolken oder dauererkälteten Nasen. All das war vor Corona schon ein Graus.
Die Kolumne von Laura Koppenhöfer können Sie hier auch als Audio hören:
Doch jetzt, zu Beginn des dritten Corona-Jahres, zeigt uns der Januar, wie grausig er noch sein kann. Und wie so oft in dieser Pandemie kriegen es die Familien volle Breitseite ab. Was sich gerade, mitten in der Omikron-Welle, in Schulen und Kitas abspielt, ist nach Lockdown eins und zwei des Familienwahnsinns dritter und vielleicht aufreibendster Akt.
Viele Viren treffen auf viele Kinder
Nicht nur, dass Kinder bei den derzeit spektakulären Inzidenzen gern noch ‘ne Schippe drauflegen. Die Infektionskurve in Rheinland-Pfalz war zu Jahresbeginn bei den fünf bis 14-Jährigen am steilsten. Wen wundert’s: Viele Viren treffen auf viele Kinder mit wenig Abstand und noch weniger Luftfiltern.
So sieht der sowieso auf Kante genähte Familienalltag derzeit so aus: Die Schule ruft an. In der 2c ist wieder wer positiv. Dank Kohortenbildung und täglicher Tests geht der Unterricht weiter. Dann schreibt die Kita: Neuer Fall in der Elefantengruppe. Dank Kohortenbildung und täglicher Tests geht die Betreuung weiter. Super, also ab zur Teststation, man kennt sich längst, sowohl im Büdchen als auch in der Elternschlange davor. Wie immer plaudert man entspannt über Kinderimpfungen. Schimpfwörter fallen nur wenige, die Kleinen hören ja alles!
Bisschen malen, puzzeln, streiten
Am nächsten Morgen ruft wieder die Schule an. Weitere 17 Kinder sind positiv, die Klasse muss in Quarantäne. Die lohnt sich, denn jetzt sind auch die Eltern positiv und freuen sich auf eine gemütliche Januarwoche zu viert in der Dreizimmerwohnung: Bisschen malen, puzzeln, streiten. Schon ist die erste halbe Stunde geschafft.
Schlimm Corona-krank werden Kinder ja immerhin selten. Aber natürlich schwappen parallel noch jede Menge anderer Virenwellen durch die Kitas, ist halt Januar. Nur diesmal sind die nach den Lockdowns dösigen Immunsysteme besonders wehrlos.
Da könnte man glatt den vergangenen Januar vermissen, als viele Kinder zwar nonstop zu Hause, aber auch nonstop gesund waren. Einen Januar vermissen! Ich sag ja, des Wahnsinns dritter Akt. Und hoffentlich der letzte.