Es war einmal ein König, der ein Reich regierte, auf einer Insel, mit eigentümlichen Gebräuchen. Der König hatte zwei Söhne, die wohlgeraten waren. Als sie alt genug waren, wurde es Zeit, dass sie sich eine Frau nehmen sollten.
Die Kolumne von Gerhard Leitner können Sie hier auch als Audio hören:
Der ältere Sohn macht alles richtig
Der Ältere fand im Königreich eine schöne Braut. Sie wurde schnell von allen Untertanen geliebt. Täglich schrieben die Hofschreiber über Schönheit und Anmut der Auserwählten. Auch der König war zufrieden, denn er wusste, dass sein Volk begierig alles vom Prinzen und seiner Liebsten wissen wollte.
Der Jüngere wird zum Problem
Auch der jüngere Bruder nahm sich eine Frau. Aber sie war nicht wohlgelitten im Lande. Auch der frühe Tod seiner Mutter, der Frau des alten Königs, hatte sein Gemüt getrübt. So nahmen sie Abschied vom Palast und wollten fürderhin als einfache Leute ein neues Leben in einem anderen Land führen. Über viele Meere hinweg, in einem Reich – wo es längst keine Könige mehr gab.
Ein Leben abseits des Hofes
Die Menschen dort wussten nichts von höfischen Gebräuchen. Sie hatten ein einfaches Gemüt und scherten sich wenig um Andere. Dort fühlten sie sich wohl – weit ab von den Hofschreibern und Herolden des Königs.
Alsbald gab es aber ein Grummeln im Volke auf der fernen Insel. Es hieß, die Braut habe ihn verhext, ihm die Zunge verdreht, weil er den Bruder, seine Familie und den Königspalast in der Heimat plötzlich mit Schmähworten überzog.
Die Rache des Jüngeren
Er hatte sogar Schriftrollen in alle Länder geschickt, mit Giftpfeilen aus Worten. Die Boten aus allen Teilen des Reiches überschlugen sich mit immer neuen Verschmückungen und Verdrehungen. Bald konnte niemand mehr Wahrheit von Schein unterscheiden. Seitdem warten die Untertanen geduldig auf ein Wort des alten Königs. Denn nur er kann einen Gegenzauber aussprechen.
Ach, wenn es nicht so traurig und peinlich wäre, würde ich sagen: die haben echt alle was an der Krone im Buckingham Palace!