"Zwei Minuten": Die Kolumne zum Wochenende

Meinung: Ende der Diskussion - Warum die Demokratie Verbote braucht

Stand
Autor/in
Marie Gediehn

Demokratie gerät schnell ins Schleudern: Wenn Argumente nicht mehr greifen, müssen Rechtsextreme ein Basta hören, meint Marie Gediehn.

Eine Woche der Extreme: extrem glatt, extrem kalt, extrem politisch. Aber von vorne, nee, eher von oben: „Schwerste Glatteis- und Schnee-Unwetterlage seit Jahrzehnten“, so hat es die Tagesschau angekündigt. Und es ist ja auch immer ein bisschen ein erhabenes Gefühl, sowas mitzuerleben, dabei zu sein. Am Ende war es dann gar nicht sooo glatt, aber egal. Man kann seinen Enkeln später ja trotzdem davon erzählen, vom Januar 2024.

Die Kolumne von Marie Gediehn können Sie hier auch als Audio hören:

Kein Klimawandel, nirgends

Könnte allerdings sein, dass die Enkel superwenig Lust auf die ollen Kamellen vom Glatteis haben, angesichts der Tatsache, dass wir nicht mal ansatzweise den Klimawandel in den Griff bekommen haben. Welcher Klimawandel?, würde jetzt Donald Trump schreien, bei minus 28 Grad in Iowa. Und weil das total einleuchtet, dass ja bei minus 28 Grad irgendwo im mittleren Westen ganz grundsätzlich kein Klimawandel sein kann, also gar keiner, nirgends, hat er offenbar gewonnen, glasklar, bei den Vorwahlen in Iowa.

Marie Gediehn
"Zwei Minuten": Die Kolumne zum Wochenende von Marie Gediehn

Eis und Schnee bremsen eben am Ende doch nur den Verkehr aus. Sonst nix. Und wie kann man den Wahnsinn dann stattdessen ausbremsen, also den von Donald Trump oder den von Rechtsextremisten bei uns, in der AfD zum Beispiel? Argumentativ? Sachlich? Hat ja in den letzten Jahrzehnten in der deutschen Geschichte argumentativ eher nicht so richtig geklappt.

Und jetzt? Sachliche Diskussion mit Neonazis und Politikern, die sich an einem See bei Berlin treffen und über Deportationen, nee, Remigration, nachdenken? Oder fachsimpeln mit Donald Trump über den Klimawandel und die damit zusammenhängende internationale Verantwortung der USA?

Mit dem Dreirad auf der Autobahn

Da fehlen mir sowohl Optimismus als auch Fantasie, sorry, ich sehe das eher pädagogisch: Haben Sie mal einem Kleinkind erklärt, dass es nicht klappt, die Tränen zurück in die Augen zu machen? Oder dass es keine gute Idee ist, ein rohes Hühnerei im Bett auszubrüten? Oder dass es spießigerweise leider verboten ist, mit dem Dreirad auf der Autobahn zu fahren? Eben! Sinnlos. Sie werden verlieren, mehr noch: Sie werden schuld sein! An Allem! Selbst am Wetter und Klima!

Also alles und alle verbieten? Ab auf die stille Treppe? Eine Runde aussetzen mit den Grundrechten? Da scheiden sich die Geister sowohl in der Politik als auch im Kindergarten. Durchgesetzt im Kleinkindbereich hat sich, wenn ich die Forschung sehr stark verkürze, in etwa die Maxime: Erklären ist superwichtig, aber beim Dreirad auf der Autobahn ist dann mal fertig mit Erklären. Schluss, Aus, Ende, Basta, Nein. 

Falls die Enkel später mal fragen

Und während ich jetzt zu den Rechtsextremisten überleite, merke ich, Autobahn ist irgendwie ein vorbelastetes Beispiel. Und natürlich sind Nazis keine Kinder. Und natürlich gibt es nicht die eine Lösung, kein ENDE der Diskussion, es wird mühsam bleiben. Aber uns hin und wieder auf die Straße und im Zweifel aufs Glatteis wagen und Basta sagen, müssen wir vermutlich schon, wenn wir das mit der Demokratie hinkriegen wollen. Und es kann auch nicht schaden, falls die Enkel mal fragen sollten, wo wir denn waren, im Januar 2024.

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