Am Donnerstagabend wird der frühere Fußball-Nationaltrainer Joachim Löw vom Deutschen Fußball-Bund verabschiedet. Als Anlass dient das WM-Qualifikationsspiel gegen Liechtenstein in Wolfsburg. Wäre ich Joachim Löw, hätte ich die Kulisse mit einem Fußball-Zwerg in einer mittelprächtigen Fußballstadt abgelehnt. Sei‘s drum. Noch mehr beschäftigt mich das milde Licht, das auf Joachim Löws Wirken fällt, je länger der Mann nicht mehr im Amt ist. Viele der Damen und Herren, denen – wie mir – der Löw-Rücktritt um Jahre zu spät kam, leisten inzwischen Abbitte oder erklären ihn zum Helden.

Das Motiv für diese Kehrtwende ist durchsichtig: Die über 15 Jahre, die Joachim Löw die Nationalmannschaft trainierte, sollen in guter Erinnerung bleiben. Und damit auch die ausufernde Zeit, die viele Menschen – auch ich – in die Spiele der DFB-Kicker gesteckt haben. Mal feiernd, mal zu Tode betrübt. Das soll jetzt alles nicht umsonst gewesen sein!
Offengestanden möchte ich mich am falschen Weihrauch für Joachim Löw nicht beteiligen – gerade in Anerkennung seiner persönlichen Verdienste über die sportliche Leistung seiner Mannschaft hinaus. Für ein paar Jahre war Joachim Löw der erste coole Trainer in der DFB-Geschichte. Die Leute kauften Jogi-Löw-Schals und bewunderten ihn beim Joggen am brasilianischen Strand. Joachim Löw war kein geborener Sieger-Typ, der trotzdem siegte. Das tat dem deutschen Fußball und noch mehr dem deutschen Fußballvolk gut!
Zuerst cool, dann starr und sprachlos
Aber das ist so schrecklich lange her. Andere, viel traurigere Bilder haben sich darübergelegt. Die Coolness wich einer Starrheit und schließlich einer Sprachlosigkeit. Als die sportlichen Erfolge ausblieben, stand Joachim Löw nur noch für das Kommerzdenken des Deutschen Fußballbundes. Ein schlechtes Bühnenstück, das der Hauptdarsteller nicht beenden wollte. Nein, Joachim Löw ist und bleibt für mich kein Großer. Und diejenigen, die ihn jetzt dazu machen, sind in meinen Augen Schönfärber.