Mehr als 12.200 Menschen im Alter über 80 Jahre wurden laut Robert Koch-Institut (RKI) in der letzten Novemberwoche positiv auf das Coronavirus getestet – so viele wie noch nie in einer Woche. Je älter ein Mensch ist, desto größer ist sein Sterberisiko durch eine Coronavirus-Infektion. In Alten- und Pflegeheimen ist nach RKI-Angaben bislang jeder fünfte Corona-Infizierte verstorben. Deshalb gilt es, die älteren Menschen besonders zu schützen. Weil das flächendeckend nur gelingt, wenn möglichst wenige Menschen in der Gesamtbevölkerung infiziert sind, hat die Politik einen Teil-Lockdown beschlossen. Bei den Ältesten kommt dieser Schutz aber offenbar nicht an.
Schutz in den Pflegeheimen offenbar nicht ausreichend
Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, appellierte im Wochenbriefing des Instituts am 3. Dezember 2020 eindrücklich an die Bevölkerung:
„Wir müssen unsere älteren Mitbürger dringend schützen.“
Der Anstieg habe auch mit Ausbrüchen in Alten- und Pflegeheimen zu tun. Die Schutzmaßnahmen reichen offensichtlich nicht aus, um die Bewohner zu schützen. Während in Krankenhäusern die Ausbrüche mit vielen Infizierten zurückgingen, seien sie in Pflegeeinrichtungen in den vergangenen Wochen stark gestiegen. Das ist in vielerlei Hinsicht fatal: Hunderte besonders alte Menschen sterben, weil sie nicht geschützt werden. Die Intensivstationen werden überlastet, weil vermeidbare Infektionen nicht verhindert werden.
Träger von Altenheimen in der Verantwortung
Diese Daten legen laut RKI nahe, dass die Hygienemaßnahmen in Alten- und Pflegeheimen Ansteckungen nicht so erfolgreich verhindern, wie das zum Beispiel mittlerweile in Krankenhäusern gelingt. Patienten in Kliniken hätten sich im selben Zeitraum deutlich seltener angesteckt. Den Krankenhäusern gelänge es offenbar, entsprechende Hygienemaßnahmen zu treffen. Das RKI habe zwar auch zahlreiche Empfehlungen für Schutz- und Hygienemaßnahmen für Pflegeeinrichtungen herausgegeben. Die Heime bräuchten aber auch die nötigen Ressourcen, um diese umsetzen zu können. „Dafür sollten die Träger sorgen“, sagte RKI-Präsident Wieler und nimmt die Betreiber damit in der Verantwortung.
Selbstschutz der Älteren wesentlich
Der Teil-Lockdown bleibt in Bezug auf die Ältesten wirkungslos. Die Ansteckungen steigen, insbesondere in den vergangenen 4 Wochen. Immerhin funktioniere der Eigenschutz bei den 60- bis 80-jährigen. RKI-Präsident Wieler vermutet, dass diese sich selbst gut schützten. Allerdings sind diese Menschen meist auch in der Lage, selbst über ihr Leben zu bestimmen, und nicht so sehr auf den Schutz durch Andere angewiesen.
Todesfälle im Herbst stark gestiegen
Insgesamt sind die Todesfälle im Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion stark angestiegen. Während in Alten- und Pflegeheimen jeder fünfte Infizierte, also rund 20 Prozent aller Erkrankten versterben, sind es unter allen Infizierten mit einem Alter von 60 und mehr Jahren um die 7,5 Prozent.