Olympische Spiele sind Leuchttürme im Leben. Alle paar Jahre dürfen wir uns auf ein Weltereignis freuen mit farbenfrohen Eröffnungs- und Schlussfeiern, begleitet von einer friedlichen Weltgemeinschaft im Kleinen. An die unfriedlichen Spiele – wie die mit dem Attentat 1972 in München – erinnert sich niemand gern. An die Olympia-Boykotte von 1980 in Moskau oder von 1984 in Los Angeles auch nicht.

Die kommenden Sommerspiele in Tokio überschattet ein anderer Boykott, der Verzicht auf ausländische Zuschauer wegen der Corona-Pandemie. Möglicherweise dürfen nicht einmal die Einheimischen die Wettbewerbe besuchen. Heute bricht die erste Fackelläuferin mit dem Olympischen Feuer in Richtung Tokio auf. Zuschauer und Jubel müssen auf Abstand bleiben. Unter Corona-Bedingungen wirkt das Feuer so wenig olympisch wie die Flamme unter meinem Bratwurst-Grill.
Die Entscheidung, keinen Olympia- und damit Corona-Tourismus zuzulassen, finde ich richtig. Die Spiele kein weiteres Jahr zu verschieben, nicht. Es sind Spiele für Friedenszeiten. Tatsächlich stehen wir in einem Krieg, wie der französische Staatspräsident Emanuel Macron im Fernsehen erklärt hat. Ein Krieg zum Glück nicht zwischen Menschen, aber mit einem Virus, der Menschen hinwegraffen kann.
Wirtschaftliche Interessen des Weltverbands
Zufällig stand kürzlich die Wiederwahl des Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach, für weitere fünf Jahre an. Der Mann aus Deutschland klagte über Opfer, die bei dieser Olympiade zu bringen seien. Nein, sind sie nicht. Nur wenn ein Sportfunktionär mit wirtschaftlichen Interessen seines Verbandes darauf beharrt.
Diese armseligen olympischen Spiele von Tokio werden mich traurig machen, aber Thomas Bach schuf jetzt deutsche Planungssicherheit. Auf Fernseh-Übertragungen mit Masken tragenden Wettkämpfern vor bestenfalls halbleeren Rängen kann ich gut verzichten.