Anfangs werde die Menge an Impfstoffen begrenzt sein, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Samstag bei einer Online-Diskussion. Nach aktuellem Stand werde es im Januar in Deutschland für eine zweistellige Millionenzahl an Impfwilligen nur drei Millionen Impfdosen geben.
Spahn: Es wird eine "sehr harte Priorisierung" geben
Deshalb werde es eine "sehr harte Priorisierung" geben. Spahn sagte, er rechne mit emotionalen Diskussionen. "Es wird ja nicht umsonst an Konzepten gearbeitet, bis hin zu polizeilichem Schutz der Impfzentren", fügte der Minister hinzu. Möglicherweise werde es Situationen geben, in denen Leute sagten: "Ich will jetzt aber", aber noch nicht an der Reihe seien, so Spahn.
Risikogruppen - also Ältere und Kranke -, Beschäftigte im Gesundheitsdienst und in zentralen Bereichen der Daseinsvorsorge sollen nach den Plänen der Bundesregierung zuerst geimpft werden. Als "Hauptkriterium" nannte Spahn das Alter. Wer Vorerkrankungen habe, brauche eine Bescheinigung vom Haus- oder Facharzt. Von Ärzten erwarte er Aufgeschlossenheit, sich selbst impfen zu lassen. Eine Impfpflicht werde es aber auch für sie nicht geben.
Pandemie im Herbst oder Winter 2021 unter Kontrolle?
Dann rechnet er aber relativ schnell mit einer Entspannung. "Wir reden hier nicht über Jahre, sondern wir reden hier über Monate, in denen wir eine absolute Priorisierung brauchen."
Er sei zuversichtlich, dass die Pandemie im Herbst oder Winter 2021 unter Kontrolle sein werde, weil dann ausreichend Impfstoffe zur Verfügung stünden. Dem Nachrichtenportal "t-online" sagte Spahn, bis Ende März dürften in Deutschland mehr als zehn Millionen Impfdosen zur Verfügung stehen. Weiter sagte er, er sei optimistisch, dass es spätestens im Sommer Massenimpfungen geben werde.
Spahn rechnet nicht mit Personalmangel in Impfzentren
Mit Personalmangel in den Impfzentren rechnet Spahn derzeit nicht. "Ich bin ganz optimistisch, dass Personal da sein wird", sagte der CDU-Politiker der "Welt". In Nordrhein-Westfalen hätten sich beispielsweise bereits Tausende für eine Mitarbeit gemeldet. Es gehe vor allem darum, die ersten "Wochen und Monate" zu überbrücken, nicht um eine jahrelange Arbeit in Impfzentren, fügt Spahn hinzu. Sobald mehr Impfstoffe zur Verfügung stünden, würden Corona-Impfungen auch über Arztpraxen verabreicht werden können.
Spahn: Impfen kostet bis zu sechs Milliarden Euro
Auch zum finanziellen Aspekt äußerte sich Spahn am Samstag. Bei der Online-Diskussion erklärte er, dass die Corona-Impfungen den Staat bis zu sechs Milliarden Euro kosten werden. Das sei in etwa der Preis für die Impfstoffe, die Impfzentren und die Infrastruktur.
Das sei viel Geld, lohne sich aber, so Spahn. "Allein die November-Hilfe für die Gastronomie kostet 15 bis 20 Milliarden Euro - und das ist nur der November", sagte der Gesundheitsminister. Der wirtschaftliche Schaden des Nicht-Unter-Kontrolle-Kriegens des Virus sei also bereits in wenigen Wochen höher als die Gesamtkosten für das Impfen. "Wenn man es nur volkswirtschaftlich sähe, ist das also auch ein Gewinn", erklärte er weiter.