Das Coronavirus befällt nicht nur Menschen und Tiere, sondern auch Parteien, wie die Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gezeigt haben. Die Pandemie führte zu einer politischen Wettbewerbsverzerrung. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und seine SPD-Kollegin Malu Dreyer konnten ihre starke Medienpräsenz, die sie dem Virus zu verdanken haben, nutzen. Rechtzeitig vor den Wahlen machten sie Kleiderläden und Kosmetikstudios wieder auf, was ich für keinen Zufall halte.
Trotzdem glaube ich, dass die CDU im Südwesten an sich selbst gescheitert ist. Eine Partei, die gegen populäre Amtsinhaber antritt, muss personell eine echte Alternative bieten, ein politisches Lockangebot machen. Susanne Eisenmann stand für den langjährigen nassforschen Politikstil der baden-württembergischen CDU, einer Überheblichkeit aus alter Zeit. Christian Baldauf verkörperte ebenfalls keine echte Alternative zu Malu Dreyer. Weshalb einen anderen wählen, der den Job vielleicht nur genauso gut macht – oder schlechter?
Kandidaten von Strobls bzw. Klöckners Gnaden
Neue, unverbrauchte Gesichter in den Wahlkampf zu führen, hätte eine Verjüngung der CDU-Landesvorstände zur Voraussetzung gehabt – und den Rückzug ihrer Vorsitzenden Strobl (BW) und Klöckner (RP). Statt den Weg für einen Generationswechsel freizumachen, beriefen Thomas Strobl und Julia Klöckner eine Kandidatin bzw. einen Kandidaten von eigenen Gnaden. Auf dass alles beim Alten bleibe, aber sie selbst nicht die Wahl verlieren. In der CDU ist der Klebstoff auf Chefsesseln traditionell besonders fest. Die überkommenen Netzwerke in der Südwest-CDU hielten so lange, bis die Wählerinnen und Wähler sie nun zerschnitten haben.
Ein Mann aus Nordrhein-Westfalen, der CDU-Vorsitzenden-Kandidat Norbert Röttgen, machte übrigens vor, dass es auch anders geht. Er berief die rheinland-pfälzische Landtagsabgeordnete Ellen Demuth, Jahrgang 1982, zur Chefstrategin seines Teams. Die Generation Demuth steht für unverbrauchte Gesichter mit neuen Antworten in ihrer Partei.